Heute ist Tag des Ahornsirups. Am 17. Dezember feiert Nordamerika sein flüssiges Gold, das Pancakes veredelt, Waffeln verzaubert und selbst graue Wintertage ein wenig glänzen lässt. Niemand weiß so genau, wer diesen kulinarischen Feiertag erfunden hat, aber während Ahornsirup langsam über warmen Teig läuft, fühlt sich alles ein bisschen entschleunigter an. Genau in diese Stimmung passt ein Album, das nicht laut ruft, sondern sich Zeit nimmt – Metanoia, das neue Werk des kalifornischen Ambient-/Ethereal-Projekts ‚Falling You‘.
‚Falling You‘ stammen aus der San-Francisco-Bay-Area und existieren bereits seit 1995. Hinter dem Projekt steht Komponist und Produzent John Michael Zorko, der seine Musik seit jeher als kollaborativen Raum versteht. Auf Metanoia, das im Dezember 2025 selbstveröffentlicht wurde, versammelt er eine beeindruckende Runde von Künstler*innen, darunter Dru Allen von ‚Mercury’s Antennae‘ und ‚This Ascension‘, Erica Mulkey von ‚Unwoman‘, Shikhee von ‚Android Lust‘ sowie Ryan und Anji Lum von ‚Lovespirals‘. Jede Stimme fügt sich organisch ein, nichts wirkt überladen, alles atmet.
Inhaltlich dreht sich Metanoia um Transformation – um Veränderungen, die nicht immer freiwillig passieren. Zorko greift dafür auf Ovids Metamorphosen und andere antike Mythen zurück und übersetzt sie in schwebenden Ethereal Darkwave, Ambient-Flächen und sanft verschwimmenden Shoegaze. Subtile Blues-Momente erden den Sound, ohne ihm die Leichtigkeit zu nehmen. Vergleiche mit ‚This Mortal Coil‘, ‚Dead Can Dance‘ oder frühen ‚Cocteau Twins‘ drängen sich auf, bleiben aber eher gefühlte Verwandtschaft als Kopie.
Nach früheren Alben wie Mercy, Touch, Human, Faith, Adore oder Blush sowie den 2017 auf Projekt Records erschienenen Veröffentlichungen Shine und Charms zeigt sich Metanoia als reifes, nachdenkliches Statement. Kein Album für den schnellen Konsum, sondern eines für lange Abende – vielleicht mit Pancakes, Waffeln und einem ordentlichen Schuss Ahornsirup.
Süß, schwer, schwebend: ‚Falling You‘ veröffentlichen Metanoia
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Acylum - XX20XX
Zwanzig Jahre ’Acylum’ – und anstatt sich selbst mit einer wohligen Rückschau, staubigen Remastern und einem „Danke an alle Fans“-Posting zu feiern, treten ’Pedro Engel’ und ’Nadine Engel’ ihrer eigenen Vergangenheit mit Anlauf vors Schienbein. Genau das macht ’XX20XX’ so sympathisch, so wütend und so herrlich unzeitgemäß. Dieses Album ist kein Jubiläumsgeschenk, sondern eine Kampfansage. Während andere Bands nach zwei Dekaden anfangen, ihre Geschichte in Goldrahmen aufzuhängen, zerlegen ’Acylum’ ihr eigenes Werk in Einzelteile und setzen es mit heutiger Produktionsgewalt neu zusammen – lauter...