Orchester liegen momentan im Trend. Ob nun bei Welle:Erdball oder VNV Nation: Viele renommierte Electro-Formationen lassen ihr Oeuvre im klassischen Gewand neu erstrahlen. Bei erstgenannter Combo ist die Diskrepanz zwischen frickeliger Commodore-Musik und ausladendem Instrumentarium natürlich am größten. VNV dagegen beherbergen in ihren epochalen Future-Pop-Elegien schon immer einen wagnerianischen Duktus, der durch Streicher und Bläser natürlich noch besser zur Geltung kommt.

Nun hat sich auch Dennis Ostermann, Frontmann von In Strict Confidence und darüber hinaus einer der ganz feinen Kerle in der Schwarzen Szene, dazu entschlossen, sein bereits veröffentlichtes Material in epischem Breitwandformat neu einzuspielen. Wie es der Titel "Mechanical Symphony" impliziert, werden dem Orchester einige Maschinen beiseite gestellt, sodass sich eine spannende Dynamik aus Elektronik und Klassik ergibt. So pluckert bei "Somebody Else's Dream" erst einmal eine Synthie-Basslinie vor sich hin, ehe Geigenensemble und fanfarengleiche Klänge sich langsam auf den emotionalen Höhepunkt hinbewegen.

Vergleicht man nun diese Neueinspielungen mit den Originalen, hat man das Gefühl, dass die Songs geradezu auf diese Frischzellenkur gewartet haben. Denn die bekannten Club-Hits wie "Zauberschloss" oder "My Despair" werden ihrem streng elektronischen Korsett entrissen und in eine cineastische Umgebung verpflanzt. In Strict Confidence haben noch nie so bombastisch und auch konsequent geklungen. Man kann davon ausgehen, dass das Projekt einen große Freude an der Bearbeitung ihres Materials hatten.

Dennis und seine Ostermänner wollten sich nämlich nicht damit abgeben, nach einem wiederkehrenden Schema F zu verfahren, sondern jedem Stück, je nach seinem Duktus, einen Klang zu schneidern, der die Aussage der Lieder unterstreicht. "Forbidden Fruit" zeichnet mit aufwühlenden Violinen und galoppierendem Schlagwerk die Vertreibung aus dem Paradies, "Mercy" dagegen erinnert dagegen bisweilen an die kompositorische Akkuratesse von Maurice Ravels "Boléro".

Diese besondere Form einer Best Of werden Fans, die das Projekt in ihrer 30-jährigen Bandgeschichte über die Erde verteilt in großer Menge erspielt hat, sicherlich goutieren, behalten die Nummern ihre typische ISC-Atmosphäre bei, sind aber jetzt einfach nur um einiges elegischer arrangiert.

"Mechanical Symphony" wartet dabei noch mit einer zweiten CD auf. Hier gibt es die Songs als reine Instrumentale erneut zu hören. Davon mag man halten, was man will. Ehrlicherweise ist durch dieses Addendum nicht unbedingt ein Mehrwert auszumachen. Immerhin werden durch den Wegfall des Textes die Stücke zu richtigen Soundtracks eines imaginären Films.

Die Band, die man früher gerne dem EBM-Bereich zugerechnet hat (obwohl Dennis selbst sagte, dass er eigentlich nichts mit diesem Genre am Hut hat), zeigt auf beeindruckende Weise, dass sie viel mehr sind als nur Dunkelelektroniker mit Hang zu latent religiösen Texten. Auch wenn es sich um kein neues Album im herkömmlichen Sinn handelt, besitzt "Mechanical Symphony" das Zeug, zu den vielleicht schönsten Werken im Kanon dieser Ausnahmeband zu avancieren.