Wenn das Zweitwerk "Fear Future" der deutschen Synthpopband Spiritual Reality mit einem Wort beschrieben werden müsste, wäre es vielleicht 'zwiespältig'. Warum? Weil hier verschiedene Aspekte gegeneinander prallem. Zuerst einmal wäre das Gründungsjahr von 1996 zu nennen. Nach nunmehr 10 vergangenen Jahren, in denen einige selbstproduzierte EPs und das Album "Kalt" auf Scanner veröffentlicht wurden, sowie Live-Auftritten (u.a. vor Apoptygma Berzerk, L'Âme Immortelle, Das Ich oder 10000 Leuten auf dem 99er Zillo-Festival) lässt sich meistens ein Fortschritt im Produktionsniveau, spricht Mastering, erkennen. Die hier verwendeten Sounds verbreiten teilweise aber immer noch ein unbearbeitetes Klangbild, wozu leider auch die Beats beitragen. Neben dem Gesang dominieren sie vor allem die instrumentalen Passagen, wirken dabei irgendwie übersteuert und zerstören deshalb filigrane Sequenzen mit ihrer Dumpfheit (siehe z.B. "The Way Is Not Clear“ oder "What Can I Do"). Auf der anderen Seite stehen da aber wiederum sehr melodische und auch textlich sowie gesanglich gute Stücke, sowohl von Ulrikes als auch von Thomas' Seite. Zu nennen wären z.B. "The Way Is Not Clear", "What Can I Do", "Hypnotized" oder die Clubnummer "I Fear Future", die allesamt Ohrwurmpotenzial aufweisen. Doch auch genau hier liegt ein Gesangshase im Pfeffer begraben. Bei aller Liebe zur Songvielfalt, ist es manchmal doch etwas zu viel des Guten. So ist der deutsche Gesang bei "Lass' Uns Doch" zwar verständlicher, verbreitet aber schon eine Art 'Erwecket doch Endlich'-Stimmung. Die findet leider in dem Nachfolgetitel "Spiritual Reality" - dem Lied zur Band - ihren unrühmlichen Höhepunkt, wenn man die restlichen Kompositionen mit in die Betrachtung einbezieht. Da mögen Ulrikes englischer, melodiöser Refrain und die instrumentalen Zwischenspiele gar nicht mehr so richtig schmecken, weil Thomas' 'Besessenheit' allzu präsent ist. Letztgenannte Ausprägung stellt bei "Fear Future" jedoch wirklich eine Ausnahme dar. Das Album bietet trotz der o.g. 'Probleme'genug gute Momente, um sich den Ideen dieses Electronic Independent Pop mal in aller Ruhe zu widmen und seine(n) Favoriten zu finden. Seien es die Synth-Dancefloor- oder eher balladesken Anteile oder vielleicht auch das mitreißende Industrial-Ende "The System" im Tritoxin Remix. Die Band bleibt garantiert unter weiterer Beobachtung!