Nun hat das norwegische Projekt das Laufen gelernt und steht mit dem Nachfolger von "Elements Of Truth" - "Capture The Moment" - auf eigenen Beinen. Im Klartext heißt es, dass auf die Hilfe von Sebastian R. Komor (Icon Of Coil, Monofader, Muscle And Hate, Zombie Girl) als Produzent und Mixer verzichtet wurde und alle Songs durch Mr. Spektralized himself - Richard Bjorklund - bzw. seinen Gehilfen Einar J. Kristiansen Albumtauglichkeit erlangten. Die Handschrift des Ziehvaters ist aber eindeutig noch hörbar, auch wenn typische Seb. R. Komor-Klangeigenheiten des Debüts entfernt wurden. Der eigentliche Spektralized-Stil - sehr melodische und viele tanzbare Titel mit Richards markanter Stimme und ohrwurmartigen Refrains ist natürlich erhalten geblieben, auch wenn die eine oder andere Ecke und Kante nicht mehr vorhanden sind. Rundgelutscht wirkt das Album aber keinesfalls, eher ausgeglichener, da den Hörer im Vergleich zum Vorgänger zwei ruhige Stücke mehr erwarten und nicht fast ausschließlich der Dancefloor regiert. Nach einem sehr theatralisch wirkenden Opener wirbelt aber genau dieser erstmal mit ungezügelter Schnelligkeit die Beats nur so um die Ohren, nachdem sie den 4/floor-gefunden haben. Durch einen sehr guten Mitsingrefrain ist er zudem einer der tanzbarsten Titel des Albums. Poppiger und eher so wie wir Spektralized kennen lässt "Shy" zwar die o.g. Ecken und Kanten vermissen, trotzdem aber auch jeglichen Überdruss auf Grund ähnlicher Muster. Denn selbst nach mehrmaligem Hören ist immer noch eine wunderbare melodische Harmonie spürbar. Im nächsten und auch ersten ruhigen Song "Beneath U" brechen unverkennbar die skandinavischen Wurzeln durch, die auch den Stil solcher Bands wie Colony 5, 8kHz Mono oder Z-Prochek geprägt haben. Ganz ähnlich verhält es sich mit "Dark Days" oder "Better Tomorrow", das übrigens mit einem umwerfenden weiblich-männlichen Duett-Refrain daherkommt und die Fans aktueller Synthpop-Sounds durch das verringerte Tempo wahrhaftig begeistern kann. Denn manchmal verbindet sich urplötzlich alles zu einer solch dichten Klangfülle, die sogar Gänsehaut erzeugen kann. Mögen wir neben den genannten Songs den Rest mal wieder unter dem großen Deckmantel des Futurepops zusammenfassen, so ist der Sound durch die treibenden Beats und den Gesang doch frisch und meist sehr mitreißend. Vielleicht auch deshalb, weil sich ab und an mal ein Gitarrenriff unter die synthetischen Klänge mischt und dadurch eine gewisse Härte verbreitet. Eine kleine Ausnahme stellt "So Strong" dar. Nach den ersten beiden dunkel-monoton-techno-trancig-poppigen Minuten erwartet man eher eine tanzbare Refrain-Auflösung, die aber - quasi experimentell - komplett sanft und damit doch eher für den Hausgebrach geeignet ist. Und genau für den scheint das gesamte Album konzipiert zu sein - neben den Clubsongs für die Tanztempel. Der Mix der unterschiedlichen Tempi macht's: Schön ausgewogen, und durch das Gespür für Würmer im Ohr ist selbst nach vielen Durchläufen keine große Abnutzung feststellbar. Hut ab!