Manchmal ist man doch als Reviewer überrascht, was man sich da als Promo ins Haus gelacht hat. So hatte ich mich bei „Amfetamin“ von Skitliv schlichtweg nicht informiert, um was es sich handeln wird und durch den Namen des Projektes, die Schreibweise des Albumtitels und das Coverartwork war ich nicht im mindesten auf den Inhalt und die mir „alten Bekannten“, die hinter dem Projektnamen stecken, vorbereitet. Selbst schuld, mag man meinen, aber ich wollte eben ganz vorurteilsfrei und jungfräulich an die Sache herangehen. Das Covermotiv sieht nach moderner Musik aus dem elektonisch-metallischem Bereich aus, aber Skitliv sind weit entfernt davon: Bitterböser, nervenzerfetzender und hässlicher Black/Doom Metal aus Norwegen. Schwarz wie die nacht... nein, schwärzer. Die Bombe gegen jegliche gute Laune. Und die Herren hinter dem Namen Skitliv sind auch nicht für ihrer lebensbejahenden Werke bekannt – Sänger Maniac hatte vorher bei Mayhem ins Mikro geflucht und ist nun einziges wirkliches Mitglied von Skitliv. Kvarforth ist Bandkopf der Selbstmordbrigade Shining und hat ordentlich mitgeholfen, die schlechte Laune zu vertonen. Desweiteren hat Attila von SunnO))), bzw. Mayhem seine Stimmbänder im Spiel gehabt. „Amfetamin“ ist ein ziemlich seltsam anmutender Hassklumpen geworden – und das nicht nur musikalisch. Doch erstmal dazu: man sollte Bands wie Shining, Khold, SunnO))) oder Bethlehem wirklich mögen und eine masochistische Ader (oder zumindest masochistische Ohren) haben um überhaupt etwas mit Skitliv anfangen zu können. Zeitlupenriffs, minimalistisches Drumming, jede Menge Stör- und Nebengeräusche und hässlichstes Gekeife. Die „Melodien“ sind dazu gemacht worden, den Nerven langsam aber schmerzvoll freizulegen. Man könnte sagen, Skitliv haben eine äußerst kreative Art, Töne zu kombinieren – man kann aber auch sagen, daß sie schiefe Töne und schmerzvolle Übergänge schonungslos nutzen um die meisten Hörer zu vertreiben. Nicht, daß sie ihr Handwerk nicht verstehen – das hier ist absichtlich hässlich. Am Ende jedes Riffs wird dann auch noch „aus Versehen“ über das Brett gezogen und die E-Gitarre zersägt schief quietschend die Weingläsersammlung. Aber „Amfetamin“ verschreckt den möglichen Käufer nicht nur mit seiner Musik, sondern auch mit der Tatsache, daß dieses Debut eigentlich nur 2 Lieder und einen Konzertmitschnitt als Bonus enthält. Man muss als Käufer schon recht schmerzfrei sein um auf diese Eigenwilligkeit einzugehen. Die beiden Stücke sind einmal das Titelstück selbst, das von Maniac allein eingewürgt wurde und mich ein wenig an die Folteraufnahmen der Schweden von Apruptum erinnert. Titel Nummer zwei, „Slow pain coming“, ist langsam und tut weh – also erfüllt es die durch den Namen entstandenen Erwartungen. Herlich... Dabei hat Kvarforth hier an der E-Gitarre mitgeholfen, das ganze ist auch wesentlich mehr Lied als Krach. Fertig. Damit ist Amfetamin nach 14 Minuten eigentlich durch. Weil man sich dann aber wohl dachte, daß die Musik zwar schmerzt, eine solche Spielzeit hingegen zu weh tun würde, gibt’s ein ganzes Konzert als Bonus obendrauf. Dieses entstand 2007 in London. Lied drei ist also das „Intro“ und hier kam die ganz große Überraschung für mich: kein geringerer als David Tibet hat zusammen mit Andrew Liles die Introrufe vorgetragen. Current93 als „Black Metal Ansagetruppe“ klingt schon recht freakig und für einen Moment kommen meine Ohren dazu, sich zu erholen. Es folgen fünf Nummern des Konzertes (inklusive einer Live-Darbietung der beiden Studiostücke „Amfetamin“ und "Slow pain coming" - Geldmacherei, ich hör dir trapsen), es klingt weiterhin schief, es klingt räudig. Die Vocals sind noch dumpfer herausgewürgt als bei den Studioaufnahmen, aber der Sound ist erschreckenderweise relativ klar und gut für einen Livemitschnitt: ja, Skitliv wollen so klingen. Das Publikum ist immer zwischen den Stücken zu hören, während der „Lieder“ herrscht aber nur der durch die Instrumente und die Vocals verursachte Krach. Der CD sollte man als kundenorientierter Händler immer eine Packung Kopfschmerztabletten beilegen. Die hat man bei Konsum des gesammten Albums auf ganzer Länger bitter nötig! Fans von schmerzhaften Hörerlebnissen (Die ersten Current93-Alben, Abruptum,... ) die auf die oben genannten Bands (insbesondere Shining und Khold) und „ihre“ Metalspielart stehen können ein Ohr riskieren, aber eigentlich will ich Skitliv nicht weiterempfehlen, denn ich mag als diese Bands und halte Skitliv denoch nicht lange aus. Das ist vertonte Qual, absichtlich abstoßend, sogar für BlackMetaller zu räudig und nur schwer zu ertragen. Und dank des Konzertes dauert die ganze Scheibe auch noch 44 Minuten. Aua. PS: Lasst euch nicht von dem normal klingenden Song auf myspace verschrecken der einen völlig falschen und fast "normalen" Eindruck macht - "Hollow Devotion" ist zwar auch auf dem Album enthalten, dort aber in einer dreimal so langsamen Version und mit den vielen schön-schlimmen Misstönen.