Atrocity sind wohl eine der experimentierfreudigsten Bands der Metalszene. Die Einen lieben sie für ihren Abwechslungsreichtum. Andere verachten sie und werfen ihnen vor nach all den Jahren immer noch keinen eigenen Stil entwickelt zu haben. Doch egal auf welcher Seite des Diskussionsufers man in diesem Falle steht, man wird wahrlich schwer leugnen können, dass die Fortsetzung des bereits sehr erfolgreichen Werk 80 nicht die schlechteste Idee der Schwaben war. Der Sinn dahinter ist ein ganz einfacher: Man wollte alte Klassiker, die so ziemlich genau vor zwei Jahrzehnten die PopCharts stürmten, noch einmal aufleben lassen und nach eigenen Vorstellungen neu zum Besten geben. Dabei orientierte man sich selbstverständlich an den Wunschlisten der Fans und Musiker, die sich nach der ersten Werk 80 glatt ein weiteres Album dieser Art erhofften. Und nach zehn Jahren wird das Geschenk endlich aus dem Überraschungssack geholt - ein Ohrenschmaus – sowohl für Atrocity-Fans als auch für Verehrer des 80er Pop und Waves. Sehr erfreulich ist es im Übrigen, dass auf dem zweiten Teil von Werk 80 um einiges härter agiert wird und es an einigen Ecken sehr viel mehr kracht als auf dem Vorgänger. Atrocity bieten uns bombastisch arrangierte Songs einiger der erfolgreichsten 80er-Knaller, die mit Hilfe eines Symphonieorchesters und eines Chors grandios und dramatisch umgesetzt wurden. Gleich der Opener „People Are People“ packt uns mit seinen harten Gitarrenriffs und den perfekt eingesetzten Streichern und zwingt uns den Finger weit weg von der Stopp- oder Skiptaste der Fernbedienung zu lassen.Das im Original von Frankie Goes To Hollywood gesungene „Relax“ wird mal eben mit abgedämpften Gitarren, Kreischgesang und dem Orchester als Unterstützung im Rücken zu einer gigantischen Gothic-Metal-Nummer umfunktioniert. Fantastisch!!! Auch Songs wie „Don’t You Forget About Me“, „Fade To Grey“ oder „Here Comes The Rain Again“ können sofort nach dem ersten Durchgang überzeugen. Doch einer der gelungensten Cover-Versionen auf Werk 80 II ist eindeutig „The Sun Always Shines On TV“! Mit den einfühlsamen Stimmen von Alex und seiner Gattin Liv Kristin, geht diese Nummer direkt ins Herz. Die melancholische Stimmung des Originals wird perfekt beibehalten und gewinnt durch die Power-Gitarren und das Orchester beeindruckend an Pompösität. Perfekt zum Augen schließen und in andere Welten driften... Ebenso vorzeigbar ist die Atrocity-Version zu „Such A Shame“ Bei solch unangefochtenen Klassikern kommen zu Beginn schon Zweifel auf, ob man sich da im Schwabenland nicht zuviel zu getraut hat. Aber diese Gedanken verschwinden sofort wieder. Ohne an Originalität zu verlieren, wurde auch diese Nummer traumhaft in die Moderne befördert. Gänsehautgarantie pur!!! Ein himmlisches Finale liefert uns „Forever Young“ An diesem Song wurde zwar nicht viel herumgewerkelt und verändert, aber das ist auch überhaupt nicht nötig. Mit luftig-frischer Leichtigkeit (was nicht zuletzt an Alex’ dunkler und lockerer Stimme liegt) überzeugt dieses Stück restlos. Was gibt es da noch zu sagen? Dies ist wohl ein rundum perfekt gelungenes Werk, mit dem man einige Kritiker ganz schnell mundtot machen kann. Hier sehen wir zum zweiten Mal einer unerwarteten Renaissance der 80er Jahre entgegen, welche in eurer Metal und/oder 80er- Sammlung definitiv nicht fehlen darf!!!