Greifswald, eine wunderschöne Stadt im Nordosten Deutschlands – hier finden sich nicht nur haufenweise Studenten und touristisch Reisende, sondern auch Skady. Kennt ihr nicht? Ich bisher auch nicht und das ist eine Schande, wenn ich mir das Zweitwerk der 5 Mannen zum x-ten Mal anhöre und vollkommen gebannt bin. Meine Erkenntnisse sollen für den Leser aber kein "Mysterium" bleiben: Im recht kleinen Asatru Klangwerk(e) entstand ein Album, dass den nicht vorbereiteten aber mit allen Klischees gewaschenen Rezensenten schwer beeindrucken kann. Denn zunächst schaut man nach den handelsüblichen äußeren Kennzeichen eines Albums, um schon einmal eine Erwartung aufzubauen. Da sah ich also eine recht einfache Zeichnung mit Eulengesicht und den Titel "Mysterium". Der Bandname versteckt sich hinter dem gewohnten blackmetall'schen Bandlogo (Symetrie trifft auf Unlesbarkeit und es entsteht ein Borkenkäfer von oben) und die Mannen präsentieren sich als mecklemburgische Pandas, die sich noch nicht sicher sind, wie sie sich präsentieren sollen (besonders der Fronter schaut wie ein des Lollies beraubter Gnom, den man herzig drücken will, weil er einem leid tut). Dann ein schneller Blick in die Tracklist – ah ja, die deutsch-englische Freundschaft entsteht im Moor mit Flammen und allerlei Klischees "of endless solitude". Meine Vorurteile und meine Vorverurteilung kannten kaum eine Grenze. Und gerade deswegen widme ich ihnen so viel Raum, denn der folgende Erstdurchlauf konnte nur so sehr knallen, weil die Erwartungen nicht höher waren als die auf Weltfrieden.... Skady machen mit den ersten Takten klar, dass sie ihre Instrumente mehr als beherrschen. Was da (fast schon ein wenig zu sauber und klar) produziert wurde stellt die Mehrheit aller schwarz-weißen Mitbewerben locker in den Schatten. Gerade der Drummer Djerun ist eine echte Maschine – jeder einzelne der verdammt vielen Töne, die er da eintrümmert, sitzt perfekt, treibt voran und macht Spaß. Auch an den Saiten wurde fein gezaubert. Stimmungsvoll werden Riffs mit kleinen Soli gespickt und Melodiewechsel werden passend mit Härtegradanpassung belohnt. Ich bin echt beeindruckt, denn so perfekt gespielt hörte ich Pagan Black Metal (oder so) wirklich lange nicht mehr. Die Melodien sind abwechslungsreich und trotz fehlender Innovationen (die aber auch auf dem Gebiet nur noch schwer machbar sind) gelungen – besonders das abschließende "Arrival..." legt noch einmal eine Schippe Epik und Pathos hinzu. Klasse. Gekrächzlich wird solides geboten: Mir ist die immergleiche Faucherei ein wenig zu eindimensional, gerade weil die vielen Melodiewechsel viel Raum für stimmliche Stilwechsel geboten hätten aber in Verbindung mit den Lyriks aus dem Standartbaukasten "Naturmystik für düstere Gesellen" sind die Vokals eben der musikalische Schwachpunkt, an den man noch feilen kann. Ansonsten Daumen hoch – wenn Album Nummer drei mit besseren Vocals, textlich anspruchvollerer Kost, unkitschigerer äußerlicher Präsentation und einer dauerhaft mitreißenden Stimmung daherkommt werde ich beinharter Skady-Fan! Viel fehlt nicht und "Mysterium" knallt bereits jetzt. Reinhören!