Es ist meiner Meinung nach schon selten, dass ein Album die Balance zwischen Nostalgie und Moderne so perfekt trifft wie 'These Hands Let Go' von 'The Shallow Graves'. Seit ihrer Gründung im Jahr 2005 beweisen Christian Roßbach (bekannt von Madre Del Vizio) und Julian Aust, dass sie nicht nur ihr Handwerk beherrschen, sondern auch ein tiefes Verständnis dafür haben, was Gothic Rock so zeitlos faszinierend macht. Ihr drittes Album, veröffentlicht am 31. Oktober 2024, ist ein beeindruckendes Statement – sowohl für das Genre, wahrscheinlich aber auch für ihre ganz persönliche Vision.
Was mich besonders beeindruckt, ist, wie gut sich das Album insgesamt anfühlt. Es ist wie ein Spaziergang durch eine längst vergangene Ära, aber ohne den faden Beigeschmack, dass man „nur“ den Sound der Achtziger kopiert. Stattdessen schafft es die Band, den Geist dieser Zeit einzufangen und ihm eine moderne Seele einzuhauchen. Die Musik klingt frisch und doch vertraut, wie eine lang vermisste Erinnerung, die plötzlich in leuchtender Klarheit zurückkehrt.
Es ist nicht zu überhören, dass hier zwei erfahrene Musiker am Werk sind, die mit viel Herzblut und Liebe zum Detail ans Werk gegangen sind. Die Gitarren klingen, als hätten sie den Hallraum eines gotischen Doms aufgesogen, die elektronischen Drums sind präzise und kraftvoll, und der Bass treibt alles voran wie ein pulsierendes Herz. Über allem liegt die Stimme von Julian Aust – tief, rauchig und voller Emotion. Sie verleiht den Texten, die von Liebe, Verlust und Vergänglichkeit erzählen, eine Ehrlichkeit, die unter die Haut geht. Das Album hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen, aber nicht auf die „Wow, das ist ein Hit“-Art, sondern eher wie ein Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann. Die Songs bauen eine Stimmung auf, die sich mit jedem Durchlauf vertieft. Es ist keine Musik, die sich einem sofort erschließt – und das ist auch gut so. Man muss sich darauf einlassen, diese dunklen, introspektiven Klänge wirken lassen, um ihre volle Kraft zu spüren.
Am meisten begeistert mich, wie kompromisslos das Album ist. Es will vermutlich keine schnellen Erfolge erzielen, keine Charts erobern. Stattdessen empfinde ich es als eine Einladung, sich auf eine Reise einzulassen. Die düsteren Melodien und poetischen Texte fordern den Hörer heraus, sich mit seinen eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen – sei es Schmerz, Trauer oder die bittersüße Nostalgie vergangener Zeiten. Es ist ein Album für einsame Nächte, für Momente der Reflexion, für Menschen, die in der Dunkelheit Trost finden. Freilich gibt es Passagen, die sich manchmal etwas ziehen, und Momente, in denen die Melancholie fast erdrückend wirkt. Aber genau das gehört meiner Meinung nach dazu. 'These Hands Let Go' ist keine leichte Kost für musikalische Anfänger, sondern ein schweres, intensives Erlebnis. Und gerade das macht es so besonders. Es erinnert mich daran, warum ich mich damals in diese Musik verliebt habe – diese rohe, ungeschönte Emotionalität, die keine Angst davor hat, weh zu tun.
Am Ende bleibt das Gefühl, dass The Shallow Graves mit diesem Album eine Art Vermächtnis geschaffen haben. Es mag von der „goldenen Ära“ der Achtziger und Neunziger inspiriert sein, doch es ist eindeutig ein Werk unserer Zeit. Wer Gothic Rock und Post-Punk liebt, wird hier alles finden, was das Herz begehrt – und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Mein Fazit: These Hands Let Go ist kein Album, das man nebenbei hört. Es fordert wohl von den meisten eine große Aufmerksamkeit, Geduld und vor allem eine Bereitschaft, sich auf diese Musik einzulassen. Für mich aber ist es ein Meisterwerk, das zeigt, wie lebendig und relevant Gothic Rock im Jahr 2024 noch sein kann.
The Shallow Graves - These Hands Let Go
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