Spätestens seit den Erfolgen von Nightwish und Within Temptation wird gerne jede Musik mit Sopranstimmen als „Heavenly Voices“ bezeichnet. Die romantische Seite dieses Genres vertritt das Dresdener Quintett Schattenkinder mit ihrem Debutalbum „Vision of Nightfall“. Ruhige, atmosphärische Songs mit dezenten, manchmal „tribal“ angehauchten Percussions durchziehen diese Scheibe. Getragen werden die Melodien im wesentlichen durch die „orchestral vibes“ (Zitat Booklet) der hervorragenden Violinistin Katja, untermalt von leisen Synthieflächen und noch leiseren Gitarren- bzw. Baßklängen. Textlich bewegt man sich auf vielfältigem Terrain, so findet sich nicht nur die englische, sondern auch die deutsche (auch Mittelhochdeutsch), die französische und sogar die altgriechische Sprache im Booklet. Eine sehr originelle Idee übrigens, den Gesang der Sirenen original aus Homers „Odyssee“ zu übernehmen und mit entsprechenden deutschen Zitaten von Rainer Maria Rilke zu kombinieren. Leider wird die textliche Abwechslung musikalisch nicht umgesetzt, wirken doch nahezu alle Tracks gleichförmig. Nur wenige Songs lassen wirklich aufhorchen. Auch der Gesang unterstreicht nicht die Verschiedenheit der Sprachen. Obwohl sich die „Heavenly Voices“ Madeleine und Katharina redlich bemühen, wirken deren Stimmen erstaunlich dünn und manchmal meint man, die eine oder andere Unsicherheit zu vernehmen. Fast könnte man denken, die beiden singen mit „angezogener Handbremse“, so daß die in den Texten ausgedrückten Emotionen nicht recht überspringen wollen. Schade eigentlich, aber was lernen wir daraus: Nicht überall, wo Heavenly Voices draufsteht ist auch Heavenly Voices drin.