Zu Samsas Traum, dem mit Gitarrensöldnern bewehrten Einmannprojekt des selbsternannten Käferkönigs Alexander Kaschte, muss man nicht mehr viel Einleitendes sagen, genauso wie es vermutlich müßig ist, eine neue Platte der Kapelle zu besprechen, da die Fronten zumindest innerhalb der Szene klar abgesteckt sind: Entweder man mag Kaschtes Werk oder man verachtet es, gemäßigte Meinungen im Mittelfeld gibt es vermutlich eher wenige.

Nichts desto trotz ist die neue Scheibe, welche da auf den eigenwilligen Namen 'Anleitung zum Totsein' hört, zumindest für die mehr oder weniger großen Kaschte-Anhänger dahingehend durchaus spannend, da man in jüngerer Vergangenheit nun doch einiges zu ertragen hatte: Die selbstauferlegte Katharsis in Form des Doppeloutputs 'Heiliges Herz' und 'Wenn schwarzer Regen' hat große Teile der Fans bereits mit großen Fragezeichen in den Augen und Ohren zurück gelassen, da man plötzlich so ungewohnt harte Töne und einen keifenden Kaschte zu hören bekam.

Die zuletzt erschienene, als Geburtstagsalbum getarnte, Entombed-Hommage fiel völlig berechtigt in allen Belangen bei Hörer wie Presse deutlich durch. Also was nun, anno 2011? Schon beim Opener wird klar: Alles mal wieder anders, alles neu, aber irgendwie auch alles altbekannt. Es geht nach wie vor ordentlich nach vorne und es gibt zu Weilen die ein oder andere Gitarrenwand vor den Latz. Aber Kaschte hat wiedergefunden, was zuletzt schmerzlich vermisst wurde: Melodie. Diese zum einen in Form von wieder deutlich verspielteren Gitarrenläufen, aber vor allem tönen da wieder in großer Menge eben jene kitschigen Keyboards, mit denen Samsas Traum vor geraumer Zeit mal einen gewissen Status aufbauen konnten. Auch Kaschtes bewegt sich neben einigen eher harmlosen Keifattacken wieder in ruhigeren und klarstimmigen Fahrwassern. Dadurch entsteht insgesamt wieder eine ruhigere und düstere Atmosphäre, was Samsas Traum eindeutig besser zu Gesicht steht, als pseudogrimmiges Gerumpel.

Was für 'Anleitung zum Totsein' musikalisch gilt, setzt sich textlich fort: Es geht wieder ruhiger und nachdenklicher zu im Kopfstübchen des Herrn Kaschte, Heirat und Nachwuchs scheinen ihren Effekt zu haben. Friede, Freude, Eierkuchen ist dann aber doch nicht in Gänze angesagt, die obligatorische Portion vertonter Vaterhass darf natürlich nicht fehlen. Das Ganze kommt dann auch insgesamt wieder lyrischer und verspielter daher, undurchsichtige Metaphern zum Auseinanderpuzzlen inklusive. 'Anleitung zum Totsein' ist ein wilder Samsas Traum-Cocktail der letzten Veröffentlichungen.

Kaschte hat offensichtlich alles Brauchbare der vergangenen Platten zusammen gerafft, wild geschraubt und zusammen gehämmert und damit etwas neues Altes geschaffen. Das verhindert zwar die sonst gewohnten Überraschungen, sorgt aber immerhin für das beste Album seit langer Zeit. Käfer-Fanboys dürfen bedenkenlos und mit Freuden zugreifen und alle Anderen interessiert es vermutlich sowieso eher nicht.