Ups – ich glaube, ich habe die falsche CD in den Player geschoben – oder doch nicht? Nein, was sich hier dreht, ist tatsächlich „Des Königs Henker“, die neue Scheibe der Mittelalter-Rockband Saltatio Mortis. Der Grund für meine Verwirrung ist, daß sich schon die ersten Takte des Titelsongs verflixt nach Subway to Sally anhören. Und es wird nicht besser. Während der folgenden 11 Songs ertappt man sich immer wieder dabei, abwechselnd seine Subway to Sally- oder In Extremo CD's durchzugehen, ob man nicht wirklich eine im Spieler vergessen hat. Hat man aber nicht und bei genauerem Hinhören fällt auf, daß Sänger Alea's Stimme trotz redlichen Bemühens weder die Eindringlichkeit eines Eric Fish (Subway to Sally) noch die Rauheit des Letzen Einhorns (In Extremo) aufweist. Trotzdem ist der Gesang Alea's des Bescheidenen als Pluspunkt zu werten, ist er doch das einzige eigenständige Element, das dieses mittlerweile dritte Rockalbum der Combo (neben den traditionell-mittelalterlichen Veröffentlichungen) ausmacht. Zu sehr kopiert und blutleer wirkt das Songwriting trotz handwerklich guter Umsetzung und oder gerade wegen des Verzichts auf computergenerierte Elemente. Selbst den größtenteils selbst geschriebenen Texten kann ich leider nichts Positives abgewinnen. Zu platt und irgendwie schonmal gehört wirken auch diese und sogar „Verführer“, ein Gedicht von Hermann Hesse, oder „Ecce gratum“ aus den Carmina Burana erscheinen in dieser Vertonung irgendwie deplatziert. Was also ist aus „meinen“ Saltatio Mortis geworden, die mir mit ihrem traditionellen Programm so manches Stündlein in mittelalterlicher Umgebung akustisch versüßten? Hier leider nur eine 08/15 Rockband, die mit Dudelsäcken und E-Gitarren vergeblich versucht, etablierten Genregrößen hinterherzurennen und dabei ihre eigene Kreativität irgendwo verloren hat. Sehr schade, aber wie heißt es doch so schön zum Abschluß: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“.