Was man auf Bernhard Wagners Solo-Debüt "The Fourth Night" zu hören bekommt, sind eigentlich nur zwei Dinge: Seine Stimme und vor allem seine Gitarre. Wer jetzt an Pfadfinder-Treffen und Akustikgitarrengeklampfe denkt, liegt vollkommen daneben. Bernhard Wagner ist ein Profi, der schon seit 1981 E-Gitarre spielt, deren Beherrschung er in Kursen für klassische Musik und Jazz erlernt hat, bevor er etliche Projekte aus der Taufe gehoben hat.
Nun gibt es also endlich sein fast nur aus Instrumentalstücken bestehendes Solo-Album, das zwei Besonderheiten birgt. Erstens spielt Wagner darauf lediglich Gitarre, vom seltenen Einsatz eines E-Bow mal abgesehen. Zweitens, es hört sich überhaupt nicht danach an. Wagner verfremdet sein Gitarrenspiel durch ein Loopgerät, spielt mit Echos und Hall uns erzeugt dadurch eine befremdliche Stimmung. "The Fourth Night" hat ein bisschen die Wirkung wie psychedelische Drogen. Man beginnt erst Farben zu sehen, später dann fremdartige Lebewesen und Landschaften. Seine Musik ist sehr ruhig und deutet ein wenig in Richtung Ambient und Chillout und hat keine festgelegten Melodiebögen. Sie scheint eher sondern spontan entstanden zu sein, wobei die Songs bestimmt nur diesen Eindruck erwecken sollen.
Obwohl, Bernhard Wagner spielt das Ganze auch live, präsentiert seine entrückte Musik und die perfekte Beherrschung seiner Loopmaschine. Assoziationen weckt seine Musik viele, wie z.B. an Pink Floyd. Seine Verwendung des E-Bow lässt unweigerlich an den Vangelis-Soundtrack zu Blade Runner denken. Gegen Ende, bei "Math Towns", lässt er noch einmal kurz den Gitarrenhandwerker durchblicken, so als ob er zeigen will, dass es auch ohne Loopgerät geht. "The Fourth Night" ist ein ungewöhnliches Album, voll schlichter Schönheit, das Bernhard Wagner zum Glück nicht nur in seiner schweizerischer Heimat vertreibt.