Manchmal ist der Albumtitel Programm – aber keine Sorge, bei "Es Geht Bergab" der Wiener Post-Punk-Band 'Rolltreppe' führt die Abfahrt nicht in die Hölle sondern direkt in den musikalischen Olymp. Die 'Rolltreppe' bleibt dabei ihrem Stil treu: minimalistisch, düster, mit einer Prise Wiener Schmäh und genug Saxophon, um das Herz eines jeden 80er-Jahre-Fans höher schlagen zu lassen. Die zweite Veröffentlichung bietet dabei fünf Tracks, die beweisen, dass man auch mit nur einem Fahrstuhlknopf nach unten ganz oben ankommen kann.
Schon nach den ersten Takten wird klar: Rolltreppe liebt das Spiel mit Kontrasten. Die Songs fühlen sich an wie eine nächtliche Fahrt durch eine leere Stadt – alles ist in Schwarz-Weiß getaucht, die Lichter flackern, und irgendwo im Hintergrund hört man ein Schlagzeug, das klingt als würde es um sein Leben spielen. Die Musik ist direkt, roh, manchmal fast schmerzhaft ehrlich, aber gerade das macht ihren Charme aus.
Es gibt Momente, in denen die Melodien und der Takt dich einlullen nur um im nächsten Augenblick mit einer Wucht zuzuschlagen, die dich wieder aus der Komfortzone reißt. Die Texte schweben zwischen tiefgründiger Gesellschaftskritik und einer lakonischen Coolness, die nur eine gut laufende Rolltreppe hinbekommt. Und das Beste? Sie nehmen sich nie zu ernst, auch wenn die Themen manchmal schwer auf der Seele liegen. Diese Mischung aus dunkler Melancholie und einer Spur Wiener Humor macht das Album zu einer emotionalen Achterbahnfahrt.
Das Hörerlebnis ist dabei so intensiv, dass man fast vergisst, dass "Es Geht Bergab" nur fünf Tracks umfasst. Jeder Song hat seinen eigenen Charakter, aber gemeinsam erschaffen sie eine Atmosphäre, die von den frühen Tagen des Post-Punk inspiriert scheint und dennoch zeitlos wirkt. Die Produktion ist warm und gleichzeitig kantig, als hätte man einen verrauchten Club direkt ins Wohnzimmer verlegt.
Mein Fazit: Mit "Es Geht Bergab" zeigt Rolltreppe, dass musikalischer Minimalismus nicht gleichbedeutend mit kreativer Zurückhaltung ist. Die Band schafft es, mit wenigen Mitteln ein klangliches Universum zu erschaffen, das gleichzeitig vertraut und erfrischend anders ist. Das Album lädt zum Mitfühlen, Nachdenken und – warum nicht – auch ein bisschen zum Tanzen ein. Es ist düster, es ist charmant, und es wird garantiert nicht langweilig. Kurzum: Ein musikalischer Abstieg, der einen überraschend glücklich macht. Wer Post-Punk mag, wird Rolltreppe lieben. Und wer sie bisher nicht kannte, hat jetzt keine Ausrede mehr. Denn wenn es bergab geht, dann bitte genau so!