Richard Hawley hatte schon mehrere Male seiner Musikerkarriere entsagt. Nach ersten Erfolgen mit der Britpop-Band The Longpigs und folgenden Alkohol- und Drogenexzessen wollte er aussteigen. Zurückgeholt hat ihn Jarvis Cocker, Frontmann der Band Pulp, bei der Hawley dann auch einstieg. Aber auch hier hängte er nach einer anstrengenden Tour die Musik fast wieder an den Nagel. Wiederum war es Jarvis Coker zusammen mit dem Produzenten Steve Mackey, der ihn darin bestärkte, seine Solokarriere zu verfolgen. Endlich schien sich Richard Hawley gefangen zu haben und veröffentlichte eigene Alben. Das letzte, "Cole's Corner", wurde sogar für den Mercury Price 2006 nominiert. Das aus gutem Grund, denn Richard Hawley ist ein Mann der festen Grundsätze, der sein eigenes Ding verfolgt. Trends lassen ihn kalt. Erwärmen kann er sich dafür für Melodien, die seine Gefühle ausdrücken. Dass eben jene Melodien fast allesamt Ohrwürmer sind, ist sein Erfolgsrezept. Wie "Cole's Corner" ist auch sein neues Album "Lady's Bridge" nach einer bekannten Lokalität seiner Heimatstadt Sheffield benannt. Wie er es selbst ausdrückt, ist die Lady's Bridge für ihn nicht nur die Verbindung der armen und der reichen Seite der Stadt, sondern hat für ihn vor allem symbolischen Charakter, weil er meint, in der letzten Zeit eine Brücke überschritten zu haben. Diese Brücke war einer sehr hohe, denn im Februar diesen Jahres starb Richards Vater, Dave Hawley, der ebenfalls Musiker war und seinen Sohn dazu animierte, zur Gitarre zu greifen. "Lady's Bridge" enthält wie "Cole's Corner" wieder wunderschöne Balladen. Doch Richard Hawley ergeht sich angesichts des tragischen Ereignisses in seinem Leben nicht im Schmerz. Vielmehr klingen seine Lieder herzerwärmend, so als ob er seinem Vater ein paar Songs mit auf den Weg geben wollte. Neben Johnny-Cash- bzw. Elvis-like Songs wie "Dark Road" sind es auch die schnelleren Rockabilly-Songs wie "Serious", die überzeugen. Richard Hawley klingt dabei so verdammt sympathisch, dass die Musik auch dann ansteckend klingt, wenn man sich sonst nicht für diese Art von Musik begeistern kann. Im Stil der ganz großen Idole spielt Hawley mit seiner Band auf und leistet sich auf "Lady's Bridge" so gut wie keinen Aussetzer. Streicherarrangements, Western-Gitarre und vor allem auch Hawleys Gesang lassen einen das Album immer wieder hören. Schön, dass es so etwas noch gibt.