Remaster, Raritäten, Romantik: Phillip Boas Jubiläumsedition

Remaster, Raritäten, Romantik Phillip Boas...

Falls sich irgendwer gefragt hat, was ein Album wie Hair 35 Jahre nach seiner Geburt noch auf dem Indie-Dampfer zu suchen hat – hier kommt die Antwort: Es sieht verdammt gut aus, hat sich bestens gehalten und bringt zur Party nicht nur Kuchen, sondern auch ein ganzes Album voller frischer Songs mit. Hair ist zurück – frisch gebürstet, digital entstaubt, liebevoll restauriert und mit der Energie eines hyperaktiven Voodoo-Zauberers auf Speed.

Die Geburt dieses legendären Albums liegt im Januar 1989, einer Zeit, in der Musikvideos noch auf VHS getauscht wurden, das Wort 'Spotify' bestenfalls nach einem schlechten Hautausschlag klang und Phillip Boa bereits wusste, dass Kommerz der natürliche Feind der Kreativität ist. Mit Hair schlugen Phillip Boa & The VoodooClub damals ein Kapitel auf, das zwischen ironischem Dandy-Pop, kryptischer Poesie und verstörend schöner Melodik einen ganz eigenen Ton traf – und sich damit tief in die DNA des deutschen Indie Rock einbrannte.

Am 25. April 2025 erschien nun das Werk als deluxe-getunte Jubiläumsedition. Und Boa wäre nicht Boa, wenn er einfach nur die alten Tapes aufpoliert und mit einem schicken Aufkleber versehen hätte. Nein, hier wurde ordentlich gezaubert – höchstpersönlich von Eroc, dem Drummer der Original-Aufnahme und Mastermind hinter so mancher audiophiler Klangkur. Die Songs klingen jetzt nicht nur besser – sie klingen so, als hätten sie sich selbst in einem maltesischen Spa von 2024 neu erfunden.

Aber Moment – das war’s noch nicht. Als ob das restaurierte Original und ein bisher unveröffentlichter Konzertmitschnitt nicht schon genug wären, gibt’s mit The Honeymoon Files ein komplett neues Album obendrauf. Zehn Songs, aufgenommen zwischen 2023 und 2024, die den Geist von Hair nicht nur beschwören, sondern ihn kichernd mit aufs Sofa setzen. Entstanden ist das Ganze wie gewohnt in Boas Studio auf Malta, gemeinsam mit David Vella – der Mann, der Boas musikalische Visionen zuverlässig in klingende Realität übersetzt, ohne dass jemand dabei einen Nervenzusammenbruch erleidet.

Was in den Honeymoon Files passiert, bleibt nicht in den Flitterwochen: Der Sound ist vertraut schräg, angenehm unangepasst und irgendwo zwischen düsterem Lächeln und tanzbarer Melancholie angesiedelt. Phillip Boa zeigt einmal mehr, dass Altersmilde bei ihm eher wie eine gut geplante Verwirrung wirkt – charmant, clever und immer ein bisschen zu verdreht, um sich von Spotify-Algorithmen zähmen zu lassen.

Fazit: Hair ist keine bloße Wiederveröffentlichung, sondern eine Feier des kreativen Querdenkens. Wer es damals verpasst hat, bekommt nun eine zweite Chance – mit Bonusmaterial, das so viel mehr ist als Beifang. Und wer Hair schon seit '89 liebt, kann endlich hören, wie es klingen würde, wenn es mit 35 zum zweiten Mal volljährig wird.

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