Produzent und Musiker Alan Wilder veröffentlichte kürzlich sein neues Recoil-Album „subHuman“. Der Nachfolger von „Liquid“, der sieben Jahr auf sich warten ließ, entstand zusammen mit Bluessänger Joe Richardson sowie der Sängerin Carla Trevaskis und ist – wie alle Recoil-Alben – ein tiefgreifendes, dichtes, polarisierendes Werk. Die sieben Tracks auf dem „subHuman“ sind komplexe, mit unendlich vielen Details versehene und kaum greifbare Klangteppiche, die trotz aller Schwere und Unfassbarkeit einen gewissen Popappeal versprühen. Die einzelnen Songs, die zwischen tranceartigem Trip-Hop, schwerem Jazz und verspielter Electronic variieren, verschmelzen zu einer Einheit, die durch die beiden grundverschiedenen Stimmen von Richardson und Treveaskis immer wieder gebrochen und neu zusammengefügt wird: Joe Richardson hat den elektronischen, sphärischen Klangkonstrukten von Alan Wilder mit seiner bebenden Bluesstimme eine tiefe Melancholie, aber auch eine gewisse Härte verliehen, die durch die zarte Stimme von Carla Trevaskis etwas entschärft und in sehnsuchtsvolle Leichtigkeit umgewandelt wird. Hinzu kommen die sehr poetischen, aber dennoch kraftvollen und deutlichen Texte, die unschiedlichste Facetten von Unterdrückung im kleinen zwischenmenschlichen Kosmos als auch in großen globalen Zusammenhängen thematisieren und damit dem Album seinen Titel und seinen inhaltlichen Schwerpunkt verleihen. „subHuman“ ist eine klangliche Erlebnisreise, die man nicht mit Worten analysieren, zerfasern oder gar wiedergeben kann. Jeder sollte das Album für sich selbst entdecken. Manche werden keinen Zugang zu dieser besonderen Art von Musik finden, andere werden sie lieben. So wie ich. Daher verdient dieses beeindruckende Werk - meiner Meinung nach - nicht nur die volle Aufmerksamkeit, sondern auch die volle Punktzahl!