Das deutsche provokante Skandalrockprojekt „Rammstein“ lädt zur Reise ein. Die beiden Vorabsingles „Mein Teil“ und „Amerika“ gaben bereits eine Kostprobe aus dem neuen musikalischen Bombasttrip der sich „Reise, Reise“ nennt. 11 neue gigantische Rammstein-Titel zieren dieses Album, 11 neue Songs die, wie bereits die beiden Vorabsingles, zu kontroversen Diskussionen führen werden, 11 neue Liedchen die von den Fans sicherlich geliebt und von den Rammstein-Gegnern als erneute Bestätigung ihrer Antihaltung gesehen werden. Das Album ist ein in sich stimmiges Werk das mit den wohlbekannten „Rammstein“-Merkmalen ausgestattet ist: die donnernden Gitarrenriffs, das wuchtige Schlagwerk, die elektromusischen Feinheiten und natürlich auch die tiefe Gänsehautstimme mit dem rollenden „r“, die von Kannibalenphänomenen, von Lust und Leidenschaft, von Liebe, von Schmerz und Fernweh und fast erstmalig auch von aktuell politischen Geschehnissen berichtet. Natürlich bleibt bei den Texten von „Rammstein“ immer ein gewisser bitterer Nachgeschmack und die Frage ob das nun künstlerische Freiheit, Innovation und deutliche Kritik (die sonst vielleicht keiner ausspricht) ist, oder ob die Jungs maß- und respektlos provozieren und pseudopolitischen Unsinn verbreiten, ohne Rücksicht auf Verluste zu nehmen und ob man mit den harschen direkten Texten nicht nur auf den riesigen Werbeffekt abzielt, den der Trubel um die „Rammstein“-Veröffentlichungen ja fraglos mit sich bringt. Tja, diese Frage kann ich auch nach „Reise, Reise“ nicht beantworten. Fest steht aber, dass die Jungs sich treu geblieben sind und grandiose Rockkracher wie „Amerika“, „Mein Teil“, „Keine Lust“ oder „Moskau“ mit eher besinnlichen, fast balladenartigen Liedern wie „Ohne Dich“ oder „Amore“ miteinander vereinen. Die Gefahr des Sich-selbst-wiederholens ist bei Rammstein natürlich groß, aber noch macht es Spaß und noch geht’s voran, wobei vielleicht ein kleiner Ausreißer mittendrin das Ganze noch mehr aufwerten würde. Rammstein haben es also mal wieder geschafft ein ganzes Album mit einer breiten Variante an Stimmungen und Melodien zu füllen und sich dabei doch wieder treu zu bleiben, so dass man jedes Lied des Albums mit gutem Gewissen als taugliche, „Rammstein“-typische Single auskoppeln könnte. Die Fans werden Rammstein für das neue Werk „Reise, Reise“ lieben, allerdings wird jemand, der mit Rammstein noch nie etwas anfangen konnte auch auf diesem Album nichts Neues entdecken. Entscheidet selbst, ob ihr „Rammstein“ auf ihrer Reise folgen wollt.