Auf der Website Ritter-Rüstungen und alte Ornamente, der Titel-Track der Debüt-Maxi des Projektes HEIMATAERDE die Bearbeitung eines Liedes aus dem 18. Jahrhundert, und im Sleeve-Text philosophiert man über die Verschmelzung von "harter Elektronik mit weichen Melodieläufen" als Symbolik für den "immerwährenden Kampf zwischen Gut und Böse". Schwerer Stoff also, der kulturell tiefgehende Versuch, Musik aus einer immer ferner rückenden Vergangenheit einem neuen, jungen Publikum nahezubringen? Zugegeben, es ist alles andere als schlecht, was Ash alias HEIMATAERDE, der dem einen oder anderen bislang vielleicht durch seine Mixes unter anderem für Lights Of Euphoria ein Begriff sein dürfte, auf "Ich habe die Nacht getraeumet" veranstaltet, wenngleich auch die Erwartungen, die der Cover-Text des Silberlings eventuell erzeugen könnte, wohl doch ein wenig zu hoch angesiedelt sind: Fünfmal bietet diese Maxi dem Hörer bis zum Abwinken clubtauglichen Electro; die Songs sind straight, rhythmus-orientiert, tanzbar und in jeder Hinsicht absolut eingängig. Dabei hat der Musiker hinter HEIMATAERDE ein geschicktes Händchen, was das Einstreuen von atmosphärischen Parts und Sample-Passagen betrifft, die Songs wie "endlos" oder "musikerhände" ein wenig auflockern, ihnen jenseits der drückenden Rhythmen Atmosphäre und Stimmung verpassen. Bleibt eigentlich der Titel-Track selbst, definitiv das gewöhnungsbedürftigste Stück Musik auf dieser CD, der, sowohl was die Instrumentierung als auch insbesondere die Qualität des Gesanges betrifft, eine ganze Länge hinter dem doch recht ordentlichen Level liegt, den die "eigenen" HEIMATAERDE-Tracks zu bieten haben. Vermutlich macht man sich keine Vorstellung von der Schwierigkeit des Unterfangens, Liedgut wie dieses weit außerhalb des Kontexts seiner "eigenen" Zeit neu aufzuarbeiten sowohl mit komplett anderer Instrumentierung als auch für ein Publikum in einer Welt mit deutlich veränderten Vorstellungen von Melodien, Rhythmen und Song-Strukturen. Unter dieser Prämisse ist die Nachbearbeitung gar nicht mal so schlecht, vermag allerdings irgendwie auch nicht so recht zu überzeugen, nicht in der Form Wirkung zu entfalten, wie dies etwa "musikerhände" tut. Alles in allem bleibt festzustellen, daß "Ich habe die Nacht getraeumet" solide, technisch und künstlerisch ordentliche Electro-Klänge insbesondere für den Club-Gebrauch bieten kann, die zwar zu keinem Zeitpunkt bahnbrechend neu oder übermäßig innovativ, aber auf jeden Fall eigenständig genug daherkommen, um zu interessieren, zu gefallen und auch, was durchaus im Sinne dieser Veröffentlichung ist, neugierig zu machen auf das demnächst erscheinende Debüt-Werk "Gotteskrieger". Ich bin zumindest gespannt, wie HEIMATAERDE sich über längere Spielzeit hinweg zu behaupten weiß...