Neues aus dem Dungeon. In der kleinen Szene künstlicher Klangwelten haben gewisse Projekte einen guten Ruf aufgrund von Releases, die in der Schwemme an Veröffentlichungen positiv auffallen. Quest Master kann man sicherlich dazuzählen, was wohl auch daran liegt, dass die ersten Veröffentlichungen in einem einheitlichen und dem nostalgischen Mid-40er sehr schmeichelnden Look daherkamen, der das Rollenspielerherz noch einmal pumpen lässt. Das in Australien beheimatete Projekt wagt es nun, mit diesem Look zu brechen – nicht ganz zu ihrem Vorteil, denn ‚Sword&Circuitry‘ hätte mich wenig angezogen, wäre der Name Quest Master nicht positiv konnotiert.

Das ist ungemein Schade, denn bereits nach dem ersten Durchlauf hielt ich das Album für das bisher stärkste von Quest Master. Zusammen mit einem beginnenden Frühling entstehen da Vibes, die ich beim Spielen von Secret of Mana in den 90ern hatte. Luftig locker werden Perkussion und Drums ineinander verwoben, um eine Leichtigkeit in epische Sounds zu bringen und die Melodien vermengen auch eher sehnsüchtige Klangteppiche mit elfengleich leicht dahinschwebenden Einzelelementen. Das kommt insbesondere beim fantastischen „Viridian bells“ gut zu tragen, das neben „Cerulean depths“ und „Hanging garden of chrome“ mein Anspieltipp sein soll, aber insgesamt sind diese 25 Minuten ausnahmslos ein kleines Fest für jeden Freund des Dungeon Synths. Mir imponiert vor allem, dass Questmaster die perfekte Balance bei der Länge der Titel gemeistert bekommen. Viel zu oft teilt sich das Feld der Projekte dieses Genres in diejenigen, die ihre Titel wie 30Sekungen Snippets klingen lassen und dann mit Alben mit 20 Titeln heillos überfordern oder (weitaus häufiger) die Projekte finden für ihre Lieder kein Ende und Melodien, die eigentlich wunderbar sind, werden auf 20 Minuten gebläht. Nicht so bei diesem Werk: Nach zwei bis vier Minuten und immer genau in dem Moment, an dem ich es mir gewünscht hätte, enden die 8 Titel und lassen mich glücklich zurück. Dadurch ist ‚Sword&Circuitry‘ kurzweilig und lädt an seinem Ende zu einem neuen Durchlauf ein.

Man hört es heraus: Ich hatte viel Spaß mit dieser Veröffentlichung. Ich bin mir noch nicht sicher, ob Quest Master in meinem inneren Ranking mit großartigen Genreperlen wie zuletzt Aindulmedir gleichziehen können, da ihr Sound durch die Leichtigkeit auch schnell verfliegen könnte, aber ich bin mir sehr sicher, dass dieses Album in meinem Jahresrückblick auftauchen wird. Und ich halte dieses Album für ausgesprochen geeignet, wenn man sich dem Genre einmal nähern will. Also alle Freunde alter Spiele-Scores und quäkiger Keyboards: Reinhören!


Quest Master - Sword&Circuitry

17.03.2023 / Eigenproduktion/Urge Records/Out of season


https://questmaster.bandcamp.com/album/sword-circuitry


  1. Cloudy Gateways
  2. Ensemble of wires
  3. Viridian bells
  4. The elder prism
  5. Cerulean depths
  6. Hanging garden of chrome
  7. Symphony oft he forest factory
  8. Misty exits