Nach mehreren Durchläufen und etwas Ratlosigkeit, was man hier wohl schreiben könnte, möchte ich meine Kritik zu Blodtårs Debütalbum (nach einer selbstbetitelten EP aus dem Jahr 2021) mit den Worten aus dem Promoschreiben beginnen: Das schwedische Folk Black Metal Duo beweisen die „unheimliche Fähigkeit“, eine aktuell „selten zu hörende musikalische Strömung“ einzufangen und dabei gleichzeitig mit „frischen und innovativen Ideen“ daherzukommen. Gut, nun ist es raus und ich kann darüber schreiben, warum ich dem nicht Recht geben kann und ‚Det förtegna förflutna‘ für ungemein generisch halte.
Die beiden Herren machen zunächst einmal nichts falsch. Könnte auch schon der Abschlusssatz sein. Instrumental zeigen sie großes Können, zu keinem Zeitpunkt fällt mir ein Missklang auf und die Wechsel zwischen schwerem Mit-Tempo und seltener Raserei gelingt ausgesprochen gut. Hier sitzen wirklich gute Musiker an den Geräten und haben vorher lange studiert, wie man in diesem Genre musikalisch agiert. Das Album ist tatsächlich klassischer Folk Black Metal, wobei der Folk hier eher melodisch als instrumental Platz findet – die meiste Zeit bestimmen Riffs den Sound von Blodtår. Nun kann ich nicht sagen, dass so ein Sound in meinen Ohren selten geworden ist, vor allem aber die frischen und innovativen Ideen Suche ich verzweifelt. Im Gegenteil, Blodtår klingen meiner Meinung nach ungemein generisch, quasi so, als hätte man eine KI beauftragt, ein richtig gutes Folk Black Metal Album zu komponieren. Ich will nicht sagen, dass die 40 Minuten irgendwie schlecht sein könnten, aber ich sehe auch kaum einen Grund, Blodtår zu empfehlen. Bei jedem Durchlauf erkenne ich respektvoll das Talent (auch das kehlige Röhren ist gekonnt umgesetzt), aber an keine Stelle spüre ich Herz, stärkere Emotionen oder werde mitgerissen. Ich kann nur zu jedem Zeitpunkt sagen: Ja, das ist gut gemacht. Reicht das schon?
Der Opener und „Den fördärvade sorgbundenheten“ sollten als Reinhörtitel gewählt werden, um zu einer gegenteiligen Meinung zu kommen. Dies ist ausdrücklich kein Verriss, sondern in Worte gefasstes Schulterzucken.
Blodtår - Det förtegna förflutna
21.04.2023 / Nordvis
https://blodtar.bandcamp.com/album/det-f-rtegna-f-rflutna
1. En krona av is
2. Ur mörker
3. Skymning
4. Den fördärvande sorgbundenheten
5. De dansar på berget…
6. I avgrundens djup
7. Gånglåt
8. Uttala dess namn
9. En brynja av barr