Electroclash meets 80er Synthpop. Das ist der allererste Eindruck, der sich beim Anspielen von "Bytes And Items" des Trios Polytune einstellt. Bestätigt wird er mit dem Einsetzen von Zeros Gesang. Eine typische Synthi-Stimme, die auch kleinere Ähnlichkeiten zum Sänger von Colony 5 aufweist. Zero ist der Sänger (klar oder vocoderisiert) und für Lyrics zuständig. Neben ihm vervollständigen Fake und Dan Barky die Band. Für die drei Freunde steht der Spaß Musik zu machen an erster Stelle. Und den leben sie aus, indem sie sich auf "Bytes And Items" mit einer Hommage an die früheren Synthpop-Zeiten austoben. Mit viel Gespür für Harmonien, Tanzbarkeit und einer Verbindung aktueller und alter Sounds entwickeln sie auch einen eigenen Stil, der aber (zwangsläufig) nicht frei von ihren Vorbildern ist. Ganz deutlich wird dies bei "Understand The Intentions". Da hätte sehr passend noch 'Mit freundlicher Genehmigung von Fisherspooner - "Emerge" ' dahinter stehen können. Fairlight Children lassen auch ab und an grüßen. Ansonsten bleibt die Eigenständigkeit trotz der typischen 80er- und aktuellen Synth- und Futurepop-Anleihen erhalten, auch wenn es dadurch eben nicht neu klingt. Die CD lässt sich am besten als Schmelztiegel aller aktuellen Future-/Synthpop-Bands mit 80er-Einschlag beschreiben. So schlängelt sich dieser Mix vom Anfang zum Ende, wirkt dabei aber nie langweilig, vorausgesetzt, man ist ein Anhänger dieser Musikrichtung. Was allerdings fehlt, das ist ein richtiger Überflieger, denn die sofortige Eingängigkeit wurde hier oft nicht allzu groß geschrieben. Es sind eher die vielen kleinen Zwischentöne, die den Silberling zu einem Gesamtwerk erheben. Sei es durch ruhigere Arrangements wie bei "Fall", das an die Neuzeit angelehnte und mit einer etwas veränderten Stimme, samt zusätzlicher weiblicher Stimme, electroclashige "Here I Am" oder das beatlastige "Ordinary Me" - um nur mal drei kategorisierte Vertreter zu nennen. Da die zeitlichen Einflüsse in jedem Song unterschiedlich gewichtet sind, klingt "Bytes And Items" damit nie eintönig, was sich vor allem dann bemerkbar macht, wenn der CD ein zweiter und dritter Durchlauf im Player gestattet wird. Der ist auch notwendig, um das Album Stück für Stück komplett zu erfassen. Songs, die zu Beginn musikalisch eher durchschnittlich erscheinen, offenbaren mit der Zeit plötzlich verstärkte Tanzbarkeit oder eingängige Strukturen, die durch den typischen 80er-Klang oder Gesang bis dahin als Nebenbeielemente akustisch nicht wahrgenommen wurden. Die Platte zieht den Hörer dadurch bei jedem weiteren Durchlauf mehr in den Bann. Als erste Anspieltipps wähle ich "Blinded By The Night", "Wipe Off The Times", "Difficult", "Here I Am" und "Fall". Beim wiederholten Anhören wird sich diese Liste aber für jeden Polytune-Begeisterten sehr vermutlich erweitern. Und genau aus diesem Grund hat sich meine Wertung mit der Zeit von 4,5 auf 5,5 Sterne erhöht.