Polarkreis 18, das hört sich erst mal nach Pop und Radio an. Streckenweise ist es das auch! Daran ist aber erst mal nichts auszusetzen. ‚Allein Allein’ läuft im Äther rauf und runter, hakte sich in meinem Kopf fest und bewirkte das Ordern des Album-Promos ‚The Colour of Snow’. Was darauf zu hören ist, überrascht, wenn man nur die Single kennt, denn vielschichtig und intelligent greifen die zehn Songs ineinander. Stücke beginnen mit verträumten Geräuschen und leiser Begleitung bevor die Indie-Gitarrenwand kommt und die positive Überraschung herbeiführt. So auch beim Opener ‚The Tourist’. Textlich bewegen sich Polarkreis 18 zu großen Teilen im Englischen, doch auch deutsche Fragmente finden sich und lockern das Gesamtgebilde auf. Dass ‚Allein Allein’ ein Ohrwurm sondergleichen ist, davon habe ich schon berichtet. Die anfänglichen Mainstream-Bedenken geben sich spätestens dann, wenn man die detailverliebten elektronischen Sounds zu schätzen lernt und versteht, dass hier echte verträumte Streicher (und in anderen Liedern auch oppulente Brass-Sections) des Filmorchesters Babelsberg enthalten sind; wenn man den traurigen Gesang in den Strophen lieb gewinnt, dann aber bereitwillig dem eingängigen Refrain mit Publikumschor übergibt. Ein wenig Postal Service, ein bisschen Lightning Seeds geprägter Gesang in ‚Happy go Lucky’, hier findet sich Vieles. Und das macht das Album gut: es entsteht kein Gleichklang, es kommt keine Langeweile auf. Potenzielle nächste Single, gerade vor Weihnachten, könnte 130/70 werden. Schleppendes, Niederfrequenzlastiges löst sich auch hier mit orchestralen Parts ab und schafft es grandios zu begeistern. Erwähnt werden sollte neben der Band noch O.L.A.F Opal, der bei der Produktion wieder einmal ganze Arbeit geleistet hat. Polarkreis 18 macht nach Get Well Soon einmal mehr Mut, die deutsche Musiklandschaft 2008 ernst zu nehmen!