French Chaotic Popcore – ja, das klingt erstmal wie ein Genre, das sich ein übernächtigter Musikjournalist ausgedacht hat. Aber im Fall von Point Mort trifft es ins Schwarze. Die Pariser Band veröffentlicht mit Le Point De Non-Retour am 25. April 2025 via Almost Famous Records ein Album, das alles ist – nur nicht bequem. Etwa 43 Minuten lang tobt hier ein musikalischer Dialog zwischen Licht und Schatten, Noise und Harmonie, Hoffnung und französischem Fatalismus.
Die Musik pendelt wie ein nervöses Metronom zwischen tonnenschweren Metal-Riffs, episch-ätherischen Post-Hardcore-Momenten und wütenden Electro-Attacken. Aber diesmal geht das Kollektiv noch weiter: Es wird gerappt, es wird gesäuselt, geflüstert, gebrüllt – und plötzlich steht da eine Folk-Gitarre in der Ecke, während der Synthesizer an deiner emotionalen Stabilität rüttelt. Zum ersten Mal wagt sich die Band sogar an einen komplett elektronischen Track ohne analoge Instrumente – und selbst der klingt, als würde einem jemand liebevoll das Herz rausreißen. Frontfrau Sam ist dabei wieder einmal eine Urgewalt mit Goldrand. Ihre Stimme schält sich aus den Soundwänden wie ein roher Nerv, wechselt von zärtlicher Phrasierung zu apokalyptischem Geschrei in Sekundenbruchteilen – man fühlt sich gleichzeitig umarmt und geohrfeigt. Die sprechartigen Passagen? Funktionieren. Die eleganter produzierte Elektronik? Gänsehaut. Die Intensität? Immer noch gnadenlos.
Le Point De Non-Retour ist kein Trostspender, kein Safe Space – es ist eine bittere Reflexion über das Dasein, über das Nicht-Verstanden-Werden, über den Moment, wenn alles kippt. Aber genau darin liegt seine Kraft. Das Album ist emotional instinktiv, künstlerisch gewagt und bis ins kleinste Detail durchdacht – eine Art poetisches Schlachtfeld in Albumform. Fazit: Wer musikalisch mit sich ins Gericht gehen will, bekommt hier den perfekten Soundtrack. Und zwar mit einem Knall, einem Flüstern und einer Synth-Line, die sich ins Gedächtnis brennt.
Point Mort setzen mit Le Point De Non-Retour zum stilvollen Kontrollverlust an

Fields of Mildew - IV

Der hinter dem Projekt Fields of Mildew stehende R hat sich nun über 4 Alben versteckt hinter einem minimalistisch instrumentierten Folk, laut eigener Aussage inspiriert vom niedersächsischem Teufelsmoor. Ich wohne ganz in der Nähe dieser wunderschönen Landschaft und kenne Teile des bisherigen Schaffens des Projektes und versuche, die gebotenen Beschreibungen, das Gehörte und die Landschaft in Einklang zu bringen.
Das Ende von Brucia Records: Schlussakkord für das Label des Ungewöhnlichen

Der April 2025 ist nicht nur der Monat, in dem der Frühling in vollem Takt blüht – es ist auch der Moment, in dem ein kleiner, unbeugsamer Leuchtturm im Meer des musikalischen Mainstreams seine Lichter löscht: Brucia Records macht dicht. Schluss. Aus. Vorbei. Wer jetzt an dramatische Label-Insolvenzen denkt, liegt allerdings falsch – der Abschied kommt würdevoll, ehrlich und mit einem offenen Herzen für alles, was war. Mit Sitz in Genua (Italien) und der klaren Mission, das musikalisch Verstörende, Ungewöhnliche und Unbequeme zu fördern, war Brucia Records seit jeher ein Ort für kompromisslose...