Manchmal stößt man auf Musik die man noch nicht kennt, die aber wie ein kalter Funke zündet – kühl, aber hochenergetisch. 'Plant43' ist so ein Fall. Hinter dem Projekt steckt 'Emile Facey', ein Veteran der Electro-Szene aus London, der seit den frühen 2000ern unermüdlich Schaltkreise zum Klingen bringt. Mit Veröffentlichungen auf Labels wie Semantica, Central Processing Unit oder Shipwrec hat er sich meiner Recherche nach eine treue Hörerschaft erspielt – nicht durch lautes Gepose, sondern durch subtile Kompositionen, klare Strukturen und eine geradezu menschliche Wärme inmitten aller elektronischen Präzision. 'Feeding The Machines', erschienen bereits am 30. Juli 2025 auf seinem eigenen Label Plant43 Recordings, ist nun sein neuestes Werk – und der Titel klingt nicht nur dystopisch, er ist es auch. Zumindest auf den ersten Blick.
Denn wer hier eine kalte, technokratische Klangwand erwartet, wird überrascht sein: Ja, die Maschinen bekommen hier Nahrung – aber es ist Musik, die ihnen serviert wird. Und irgendwie scheinen sie dabei auch etwas zurückzugeben. Plant43 schafft es nämlich, Maschinenmusik zu schreiben, die nicht entmenschlicht wirkt, sondern im Gegenteil erstaunlich emotional daherkommt. Dass Facey seine Musik seit jeher mit einer Vielzahl an Hardware-Synthesizern einspielt – oft in Echtzeit, mit physischem Zugriff auf Regler und Knöpfe statt per Mausklick – dürfte dabei eine große Rolle spielen. Man hört, dass hier jemand wirklich schraubt, dreht, lebt. Auch seine Live-Jams mit modularen Systemen, oft in einem Take aufgenommen, spiegeln sich in der organischen Struktur der Stücke wider.
Der Stil bewegt sich fest im Electro-Kosmos – zwischen Detroit-inspirierter Beatstruktur, glasklaren Basslinien, Arpeggien aus der Raumzeit und futuristischen Texturen, die manchmal wie mit Neonlicht gemalt wirken. Was aber Feeding The Machines besonders macht, ist die Balance: Der Sound ist komplex, aber nicht verkopft. Atmosphärisch, aber nie beliebig. Jede Sequenz scheint mit Bedacht gesetzt, jede Fläche hat ihren eigenen Puls. Die Tracks fließen ineinander, bauen subtil Spannung auf und lassen einen dann doch irgendwie schwebend zurück. Und das ganz ohne offensichtliche Drops, ohne Krach, ohne Drama – nur durch Timing, Klang und Gefühl.
Was mir persönlich besonders gefällt – und das meine ich ohne ironischen Filter – ist die Ruhe, mit der dieses Album seine Wirkung entfaltet. Keine Gimmicks, keine faulen Tricks, keine Techno-Trickserei. Nur Sounds, die wirken dürfen. Ich hab das Album anfangs nebenbei laufen lassen – und nach 15 Minuten saß ich plötzlich still da, mit Gänsehaut auf den Unterarmen. Da wusste ich: Okay, das hier bleibt. Das Artwork passt übrigens perfekt dazu – geometrisch, retrofuturistisch, funktional, aber irgendwie auch schön. Als würde jemand die Schaltpläne eines Traums gezeichnet haben.
Fazit: Feeding The Machines ist ein Album für Menschen, die elektronische Musik nicht nur hören, sondern fühlen wollen. Für Fans von klassischem Electro, von Sci-Fi-Stimmungen, von rhythmischer Eleganz ohne Effekthascherei. Wer mit Drexciya, The Exaltics oder Convextion etwas anfangen kann, wird hier freudig nicken. Wer hingegen eher auf den nächsten Drop wartet oder seine Beats mit 140 bpm braucht, könnte sich hier unterzuckert fühlen. Aber das macht nichts. Manche Maschinen funktionieren eben am besten mit Feingefühl – und ein bisschen Menschlichkeit im Schaltkreis schadet ja nie.
Plant43 - Feeding The Machines

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