Als Neil Tennant und Chris Lowe alias Pet Shop Boys im Jahr 2004 auf die Idee kamen, eine eigene Filmmusik zu Sergei Eisensteins Meisterwerk Panzerkreuzer Potemkin zu komponieren, rieben sich viele zunächst die Augen. Zwei Ikonen des Synthpop, bekannt für makellosen Electro-Pop, Ironie und Hits für die Ewigkeit, sollten die musikalische Begleitung zu einem revolutionären Stummfilm von 1925 liefern? Aber genau das geschah – und wie! Nämlich am 12. September 2004 präsentierten sie die eigens geschaffene Musik vor rund 25.000 Menschen am Trafalgar Square in London, unterstützt vom Dresdner Sinfonieorchester. Das Resultat war - wie viele wissen - mehr als nur ein einfaches Konzert: Es wurde zu einem kulturellen Ereignis, das Pop, Klassik und Filmgeschichte auf furiose Weise verband.
Nun, exakt 100 Jahre nach der Uraufführung von Eisensteins Film, schließt sich ein Kreis: Mit Battleship Potemkin (2023 Remaster) wird das Release nochmal neu aufgelegt – und das zum denkbar passendsten Zeitpunkt. So bekommt der visionäre Stummfilm nicht nur seine historische Würdigung, sondern zugleich ein klangliches Update, das ihn einmal mehr ins Heute holt.
Die Musik selbst zeigt natürlich immer noch, wie zeitlos die Symbiose aus elektronischen Beats und orchestraler Wucht funktioniert. Zwischen treibenden Sequencern, die das industrielle Stampfen der Maschinen symbolisieren, und opulenten Streicherflächen, die die Dramatik des Aufstands unterstreichen, entfaltet sich eine packende Klangwelt. Mal schwebend, mal bedrohlich, dann wieder von einem fast clubtauglichen Groove getragen, katapultiert sie den alten Film in ein neues Jahrhundert.
Ich persönlich finde es faszinierend, wie die Pet Shop Boys es geschafft haben, die emotionale Kraft des Films nicht nur zu bewahren, sondern sie mit ihrer typischen Handschrift noch zu verstärken. An manchen Stellen ist es fast, als ob Potemkin auf die Tanzfläche zieht, ohne dabei seine politische und künstlerische Tiefe zu verlieren. Dieses Zusammenspiel von Pathos und Pop wirkt auch nie kitschig, sondern vielmehr wie ein wohlkalkulierter Drahtseilakt, den Tennant und Lowe mit spielerischer Eleganz meistern.
Auch für Sammler gibt es gute Nachrichten: Das Remaster erscheint nicht nur als CD im Digisleeve, sondern auch als edle Gatefold-2LP-Version – die perfekte Form, um diesem außergewöhnlichen Werk den gebührenden Platz im Regal einzuräumen.
Diese Neuauflage ist somit Pflichtkauf für alle, die schon immer wissen wollten, wie es klingt, wenn Stummfilmklassik und moderne Elektronik sich leidenschaftlich umarmen. Für Fans der Pet Shop Boys ist das Remaster ohnehin ein Muss – es zeigt das Duo in einer experimentellen, fast avantgardistischen Form, fernab von „Greatest Hits“-Gefilden. Wer allerdings mit orchestraler Dramatik oder historischen Filmbezügen wenig anfangen kann, könnte hier schnell überfordert sein. Für alle anderen wirkt dieses Release wie eine Brücke zwischen Popkultur und Filmgeschichte, ja fast wie ein Vermächtnis der Pet Shop Boys jenseits des klassischen Pop-Albums. Es ist der seltene Moment, in dem eine Band nicht nur Musik, sondern auch Kulturgeschichte weiterschreibt.
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Pet Shop Boys – Battleship Potemkin

Leaether Strip - Rebirth Of Agony

Da sitzt er also, Claus Larsen – besser bekannt als 'Leaether Strip' – und gräbt geduldig in den Archiven seines musikalischen Lebenswerks. Seit den frühen 1990ern mischt er mit abrasiver EBM und Industrial die Szene auf, hat sich aber auch den Ruf erworben, seine eigenen Werke wie ein Perfektionist zu pflegen. Viele Alben wurden von ihm über die Jahre remastert oder neu aufgelegt – nicht aus Marketing-Laune, sondern weil er es schlicht nicht lassen kann, an den Schrauben zu drehen. 'Rebirth Of Agony' war ursprünglich 1996 erschienen und kehrt nun zurück – keine banale Wiederveröffentlichung, ...