Leaether Strip - Rebirth Of Agony

Leaether Strip - Rebirth Of...

Da sitzt er also, Claus Larsen – besser bekannt als 'Leaether Strip' – und gräbt geduldig in den Archiven seines musikalischen Lebenswerks. Seit den frühen 1990ern mischt er mit abrasiver EBM und Industrial die Szene auf, hat sich aber auch den Ruf erworben, seine eigenen Werke wie ein Perfektionist zu pflegen. Viele Alben wurden von ihm über die Jahre remastert oder neu aufgelegt – nicht aus Marketing-Laune, sondern weil er es schlicht nicht lassen kann, an den Schrauben zu drehen. 'Rebirth Of Agony' war ursprünglich 1996 erschienen und kehrt nun zurück – keine banale Wiederveröffentlichung, sondern eine komplette Neubearbeitung, bei der das Original wie durch einen dramatisch polierten Spiegel klingt, ohne den ursprünglichen Glanz zu verlieren.

Kaum startet das Album, fühlt man sich wie in einem düsteren Nachtclub jenseits der Zeit – das Neon flackert, die Luft riecht nach altem Vinyl und Zukunftsangst. Treibende Beats hämmern wie mechanische Herzschläge, während düstere Synth-Flächen sich um einen legen wie elektrischer Nebel. Eine Prise Gothic-Melancholie mischt sich unter den Industrial-Staub und sorgt dafür, dass man nicht nur den Fuß bewegt, sondern auch den Kopf einschaltet. Es ist dieser Mix aus Härte und Atmosphäre, der 'Leaether Strip' so unverkennbar macht.

Was hier besonders auffällt: Trotz des Alters des Materials klingt alles erstaunlich frisch – als hätte Larsen das Album in einem High-Tech-Dampfbad aufgefrischt, ohne ihm die rauen Kanten zu nehmen. Kein steriles Studio-Make-up, sondern ein Sound mit kleinen Schrammen, der gerade deshalb lebendig wirkt. Alles ist klarer, präziser, aber immer noch fordernd und emotional – als würde das Album direkt ins Hier und Jetzt sprechen.

Man hat das Gefühl, Larsen trete 25 Jahre später auf die Bühne, grinst und sagt: „Ich kann’s besser.“ Und er liefert: hymnisch, bedrohlich, vital. Die Melodien umarmen dich, während sie dir gleichzeitig einen Schlag in die Magengrube verpassen. Es ist tief in der Dunkelheit verwurzelt, aber so voller Energie, dass man förmlich spürt, wie der Funke überspringt. Fast könnte man meinen, 'Rebirth Of Agony' sei im Cryo-Schlaf gewesen und kehre nun zurück, bereit für einen Tanz auf Trümmern.

Für mich ist dies weit mehr als eine simple Neuauflage. Es ist der Beweis, dass gute Musik kein Verfallsdatum hat – sie mag Staub ansetzen, aber sie kann jederzeit wieder leuchten. Wer EBM und Industrial liebt, bekommt hier eine sattschwarze, elektrisierende Portion Atmosphäre mit Tiefgang. Wer hingegen auf der Suche nach Sommerhits oder chilligen Lounge-Beats ist, wird sich hier fühlen wie auf einer Kostümparty im Abflussrohr.

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