Oh wow, das tut gut. (Meines Wissens nach) frei von politischen oder moralischen Kontroversen kann ich von einem wirklich schönen Black Metal Release berichten. Einziger Wermutstropfen ist die kleine Zielgruppe, die das Projekt Paysage d'hiver hat – aber genießen wir den Moment:
Der Schweizer Tobias „Wintherr“ Möckl bleibt seinem Sound treu. Nicht nur dem Sound, den er seit 1997 unter dem Banner Paysage d'hiver solo spielt. Ein paar wenigen mehr dürfte Darkspace noch viel mehr sagen, deren Teil er seit 1999 ist. So unterschiedlich die Orte sind, an denen sich der Hörer in dieser Klangwelt verirrt (bei Darkspace wenig überraschend die weiten Weiten des Weltraums, bei Paysage d'hiver' die weiten Weiten der unbändigen Natur der Berge und Wälder), so ähnlich sind doch die Voraussetzungen für den Genuss: Geduld, viel Geduld und eine Freude daran, sich in unendlichen Wiederholungen, sonoren Soundwänden und verhallten Unverständlichkeiten verlieren zu wollen. Ambient Black Metal mit einem ganz eigenen, in Jahren perfektionierten Soundgewand, alles sitzt passgenau. Was zunächst als wirre und kakophone Klangcollage anmuten mag, wirkt bei mehrmaligen und vor allem konzentrierten Genuss wie eine bedrohliche Traumreise.
Es fällt mir schwer, zu sagen, ob mir 'Die Berge' besser gefallen, als 'Im Wald'. Ganz sicher aber bin ich mitgerissener als noch 2021 bei 'Geister', das ich einfach nicht zu fassen bekam. Vielleicht liegt es auch an der eigenen Situation und Stimmung, in der man sich befindet, wenn man einem Paysage d'hiver Release begegnet (das Projekt ist bekannt dafür, in den ersten 22 Jahren nur Damos und Splits zu veröffentlichen), aber im aktuellen Jahr mit dem vorliegenden Album setzte der erwünschte Effekt ein und ich werde von den Klänge hinausgetrieben um von anderen isoliert die Natur zu erfahren und mich in ihr zu verlieren.
Tja, ich bin sehr zufrieden mit diesen mehr als 100 Minuten kalter, treibender und emotionaler Raserei. Ich liebe und genieße insbesondere die „Verinnerlichung“ und den Abschluss des Dreiteilers „Transzendenz“ sowie den anfangs bedrohlich wilden „Ausstieg“. Das gesamte Werk passt einfach zur Szenerie. Wer sich also an diese Soundkulisse heranwagen möchte, macht mit 'Die Berge' sicherlich nichts falsch.
Paysage d'hiver – Die Berge
08.11.2024 / Kunsthall
https://paysagedhiver.bandcamp.com/album/die-berge
01. Urgrund
02. Verinnerlichung
03. Transzendenz I
04. Transzendenz II
05. Transzendenz III
06. Ausstieg
07. Gipfel