P.A.L, einer der bekanntesten Industrial/Noise-Acts, gewährt uns einen Einblick in sein musikalisches Schaffen und damit einen Überblick über die vergangen 10 Jahre. "Retro" umfasst vierzehn Tracks, von denen die meisten zwischen 1993 und 1998 entstanden und heute nicht mehr auf handelsüblichem Wege erhältlich sind. Zwei davon wurden bisher sogar noch gar nicht veröffentlicht. Dazu zählt auch der Terrorfakt Remix von "Gelöbnis", der das wohl beliebteste P.A.L-Stück noch einmal ordentlich aufpoliert und ihm einen moderneren Drive verleiht. Aber es gibt noch mehr zu entdecken. Gleich nach dem Intro kann man etwa die Instrumentalversion von "Terrible Hangdown" bewundern, die beim ersten P.A.L-Konzert mitgeschnitten wurde. P.A.L war und ist einer der wenigen Vertreter der Industrial-Fraktion, der sehr einfache und klare Songstrukturen erschaffen kann, ohne den Stücken ihre Seele zu rauben. "T.A.E" vom Album "m@rix" hört sich an wie ein riesiger, defekter Ventilator, dazu noch ein wenig Melodie und maschinelles Stampfen und schon hat man einen perfekten Song. Es ist manchmal wirklich erschreckend aber auch faszinierend zugleich, wie simpel Songs gestrickt sein können und trotzdem immer noch begeistern. So auch die Coverversion von Throbbing Gristles "Discipline". Der Song besteht eigentlich nur aus peitschen-ähnlichen Tönen, die noch dazu fast die ganze Zeit im gleichen Rhythmus angeschlagen werden. Dennoch ein genialer Track. In den letzten Jahren ging P.A.L zu subtileren und leiseren Strukturen über. So kann man bei "Sacred Women" fast zwanzig Minuten lang dem Gebet der heiligen Frauen lauschen, dass mit allerlei Samples und Glockenläuten durchsetzt ist. Die letzten beiden Tracks entstammen im Übrigen der "Sacred Women"-MCD, die es schon seit fünf Jahren nicht mehr gibt. Alles in allem kann man also sagen, dass "Retro" wirklich noch einige Leckerbissen bereithält und sowohl für Sammler, Liebhaber und Neulinge das Passende bietet.