Zu neuen Ufern oder ins endgültige Aus? Diese Frage müssen sich Chris und Gio stellen lassen, nachdem sie ihre erste Themensingle nach And One schnell am Start haben. Aber von vorne... Wenn man sich auch nur ein wenig für elektronische Popmusik interessiert, kann man das And One Drama in diesem Jahr eigentlich nicht verpasst haben. Denn im Kasperletheater von Lola Angst ist zwar Steve Naghavi als charmante Handpuppe mit völkischer Kurzhaarfrisur integriert, wie Marionetten fühlte sich allerdings eher der Rest der Band und beschloss ihrem Herrn und Meister den Rücken zu kehren. Der versprach im letzten Jahr bspw. das nächste EBM Album, lieferte aber eine ähnlich poppige Platte ab, wie 'Bodypop' - nur nicht mit der gleichen Tragweite. Zu Zwecken der Selbstfindung- und Verwirklichung schloss man deshalb einen Pakt, beschloss die Palastrevolte und war sich schnell einig über Out of Line die Vorgänge musikalisch mehr oder weniger subtil zu dokumentieren. Ob das geschickter und intelligenter ist als zehnseitige Fanbriefe auf der Homepage zu posten sei dahingestellt, aber zumindest schwelgten die beiden Jungs nicht in Selbstmitleid sondern bevorzugten den Angriff in der neu gewonnenen Freiheit. Was ist nun dabei herausgekommen. Echter EBM ist es noch immer nicht, aber zumindest hat’s um Längen mehr Wums als 'Tanzomat'. Stillstand ist der Tod, verkauft nicht Eure Seele, um mit einem anderen deutschen Musiker zu sprechen: Bleibt alles anders. Und so erkennt man die Wurzeln der Band definitiv und freut sich über die musikalisch konsequentere Ausrichtung. Was fehlt, ist sicherlich der Suchtfaktor, den so mancher Naghavi-Song instinktiv und sofort zeitnah beim ersten Hören auslöste. Vielmehr scheint bei 'Freiheit' das schnelle Statement zur Gesamtsituation im Vordergrund gestanden zu haben! Remixes gibt es von Formalin, Funker Vogt und Robert Görl, die machen zwar auch Spass können den Song aber noch immer nicht in die Jahres-Charts hieven. Eine echte Bewertung des Songs ist schwierig, denkt man an die böse Vorgeschichte, den Hype, die vielen Ankündigungen und die textliche Ausrichtung. Wäre all dies nicht gewesen, hätte 'Freiheit' ein ordentlicher Club-Stampfer in so mancher Set-List werden können, jetzt spaltet der Song die Nation, meist vorbelastet und wenig objektiv. Zumindest unterstelle ich, dass ein Großteil der Hörer schon mit starken Vorurteilen in die Meinungsbildung eingestiegen ist. Ich find den Song ok, nicht mehr aber auch keinesfalls weniger. Wie heißen die ersten beiden Zeilen des Textes? ‚So wunderschön, so austauschbar…’, damit könnten zwei Bands gemeint sein... PS.: Ach ja, da war ja auch noch 'Angriff' als B-Seite, klingt aber jetzt nicht ganz so anders wie 'Freiheit'...