Obey The Pulse - Veil of Shadows – Part II

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Manchmal stolpert man bei der täglichen Bandcamp-Recherche über Releases, die eigentlich gar nicht auf der To-Do-Liste standen – und bleibt dann genau dort hängen, wo man es am wenigsten erwartet. So erging es mir mit 'Veil Of Shadows – Part II' von 'Obey The Pulse'. Ein Klick, ein kurzer Höreindruck, und schon war’s vorbei mit dem Plan, nur mal eben durchzuscrollen. Und schwupps, eine Stunde weg – das Abendessen im Ofen natürlich längst kalt. Aber egal, für so etwas darf man hängen bleiben. Denn was die Berliner Formation hier abliefert, saugt einen binnen Sekunden in ihre nächtlich flirrende Welt. 'Obey The Pulse' stehen seit einigen Jahren für eine sehr eigene Mischung aus Darkwave, Coldwave und düsterem Elektro, ohne dabei in altbekannte Klischees zu verfallen. Schon der erste Teil des Werkes hatte diesen geheimnisvollen Reiz – jetzt also der Nachschlag. Und ich sage es gleich: Er sitzt.

Schon das Artwork deutet an, wohin die Reise geht: eine düstere Gestalt im Kapuzengewand, irgendwo zwischen Mönch, Schattenwesen und Endzeit-Held. Man erwartet keine leichte Kost, sondern ein dunkles Ritual – und genau diesen Soundtrack liefert die Musik. 'Veil Of Shadows – Part II' wirkt wie ein Soundtrack für verlorene Seelen, die nachts durch leergefegte Straßen treiben. Dicke Synthflächen bauen ganze Mauern aus Atmosphäre, während die Beats wie ein leises, aber bestimmtes Herzschlagen im Hintergrund pulsieren. Das Ganze hat etwas Hypnotisches, manchmal fast Bedrohliches, gleichzeitig aber auch eine tröstende Seite. Diese Ambivalenz finde ich persönlich großartig: Man fühlt sich, als würde man auf einem Grat zwischen Melancholie und Euphorie balancieren – und das Album hält einen dabei immer schön in Bewegung.

Statt auf schnelle Hooks oder plakative Melodien zu setzen, lassen 'Obey The Pulse' ihre Songs wachsen, schimmern und nachhallen. Es ist Musik, die Raum braucht – und die man ihr auch geben sollte. Kopfhörer auf, Augen zu, und schon sitzt man mitten in einem Schwarz-Weiß-Film, der irgendwo zwischen Berlin-Mitte und einer dystopischen Zukunft spielt. Die Vocals treten dabei wie Schatten aus dem Nebel: mal nah und intensiv, mal distanziert und fragmentarisch, aber immer stimmungsvoll. Für mich ist das einer der Punkte, die das Album so spannend machen – es wirkt nie überproduziert oder glatt, sondern hat Ecken, Kanten und diesen kleinen Hauch von Geheimnis. Für all jene, die sich von Musik gerne entführen lassen, bietet dieses Album ein Erlebnis, das weit über bloße Unterhaltung hinausgeht. Es ist ein düsteres, cineastisches Kopfkino, das den Hörer fesselt – egal ob man in der Coldwave-Szene tief drin steckt oder einfach nur Lust auf atmosphärische Elektronik hat, die einen aus dem Alltag zieht.

Mein Fazit: Wer sich gern von Musik hypnotisieren lässt und keine Angst vor Schatten hat, wird hier reiche Beute machen. 'Obey The Pulse' gelingt es, eine fragile Balance zwischen Kälte und Wärme zu halten – und genau das macht 'Veil Of Shadows – Part II' zu einem echten Highlight. Hier gilt: Vorsicht, Suchtgefahr – man bleibt schneller hängen, als einem lieb ist.

Obey The Pulse - Veil of Shadows – Part II
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