Manchmal gibt es Ankündigungen, bei denen man schon beim Lesen des Titels spürt, dass hier etwas Besonderes lauert. 'Empusae's Dystopian Partycollection' – allein dieser Name klingt nach einer Einladung in eine Welt, in der die Nacht niemals endet, sondern sich in endlosen Schattenspielen verliert. Verantwortlich dafür ist niemand Geringerer als 'Empusae' alias Nicolas Van Meirhaeghe, der seit Jahren aus Gent heraus die Grenzen zwischen düsterem Industrial, tribalem Ritual-Sound und atmosphärischer Dunkel-Ambience verwischt. Für dieses Werk hat er sich hochkarätige Gäste ins Boot geholt: 'Deutsch Nepal' und 'Lamia Vox', beides Namen, die in der experimentellen und apokalyptischen Szene längst mythischen Status besitzen. Gemeinsam entwerfen sie ein Klanguniversum, das seit dem 30. September 2025 über 'Entartete Musikk' auf die Welt losgelassen wird.
Was hier musikalisch also passiert, ist eine Art Zwischenreich – kein Tanzflächen-Release im klassischen Sinn, aber auch keine reine Soundkulisse für die stille Meditation. Stattdessen formt 'Empusae' aus stampfenden, beinahe maschinellen Rhythmen, rituellen Percussions und bedrohlich raunenden Flächen eine Musik, die wie eine Brücke wirkt: zwischen den Ruinen urbaner Dystopien und der ungezähmten Wildnis in unseren Fantasien. Mal klingt es wie das repetitive Stampfen einer Geisterfabrik, mal wie das Murmeln eines alten Waldes, der längst vergessen geglaubte Geheimnisse preisgibt. Die Kollaborationen mit 'Lamia Vox' und 'Deutsch Nepal' verstärken diesen Charakter nochmals – ihre Stimmen, Samples und eigenwilligen Soundideen verwandeln die Stücke in kleine albtraumhafte Episoden, die den Hörer an der Schwelle zwischen Traum und Unbehagen festnageln.
Besonders spannend: Das Ganze sollte meiner Info nach ursprünglich „Musik zum Einschlafen“ werden – doch schon nach wenigen Takten wird klar, dass dies eher ein Schlaf voller Fieberträume und bizarrer Visionen werden würde. Statt sanft in den Schlaf zu wiegen, katapultiert 'Empusae's Dystopian Partycollection' den Hörer in eine surreale Wachtraumwelt, die nicht loslässt. Visuell begleitet von den Arbeiten von Christel Morvan alias 'Nesisart' verstärkt sich dieser Eindruck noch – die Bilder sind wie Spiegelungen der Klänge, voller Dunkelheit, Symbolik und geheimnisvoller Andeutungen.
Am Ende bleibt der Eindruck, dass 'Empusae's Dystopian Partycollection' weit mehr ist als eine bloße Kollaboration dreier Künstler. Es ist vielleicht auch ein Dialog zwischen unterschiedlichen Welten, die hier wie selbstverständlich aufeinandertreffen. Da ist 'Deutsch Nepal', das wohl bekannteste Projekt von Peter Andersson, ein Pionier des schwedischen Industrial und Dark Ambient, dessen Name seit Jahrzehnten als Synonym für kompromisslose, verstörende Klangwelten steht. Seine Beiträge verleihen der Sammlung eine Schwere, die an das Gewicht alter, rostiger Maschinen erinnert, die im Hintergrund noch immer ihr stoisches Rattern vollführen. Dem gegenüber steht 'Lamia Vox', das One-Woman-Projekt von Alina Antonova, das 2005 in Sankt Petersburg geboren wurde und heute aus - sagen wir mal aus nachvollziehbaren Gründen - von Prag aus operiert. Ihre Handschrift ist ein weniog subtiler, geheimnisvoller – fast wie schon eine Beschwörung, die aus Flüstern, Schatten und unsichtbaren Ritualen besteht. Während Andersson also die Dunkelheit in monumentale Mauern gießt, haucht Antonova den Klängen einen Hauch okkulter Eleganz ein, so als würde sie uns mit einer Kerze in der Hand tiefer in ein Labyrinth führen.
Und mittendrin eben 'Empusae', der das Ganze wie ein Alchemist zusammenhält – Nicolas Van Meirhaeghe, dessen Werk seit jeher wie ein Soundtrack für dystopische Träume funktioniert. Er baut die Brücken, legt die Strukturen, durch die die Stimmen und Ideen seiner Gäste nicht nur Platz finden, sondern sich gegenseitig verstärken. So gesehen ist die 'Dystopian Partycollection' für mich kein gewöhnliches Album, sondern eher eine Art geheimes Treffen: drei Seelen, die sich im Schatten begegnen und ihre Geschichten in Klänge gießen. Für manche Hörer wird das wie ein verschlüsselter Code wirken, schwer zu knacken und voller Widerstände. Für andere aber ist es genau diese mysteriöse Qualität, die den Reiz ausmacht – eine Einladung, sich nicht mit schnellen Antworten zufriedenzugeben, sondern tiefer zu lauschen.
Vielleicht ist das Schönste an diesem Release, dass es sich jeder klaren Kategorie entzieht. Es ist weder Industrial im klassischen Sinn, noch reiner Dark Ambient, weder Tanzmusik noch reine Meditation. Es ist all das und nichts davon – ein Fragment einer größeren Erzählung, die irgendwo zwischen Traum und Albtraum ihren Platz gefunden hat. Spannend!
Empusae featuring Lamia Vox and Deutsch Nepal - Empusae's Dystopian Partycollection

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