Oakland brennt: 'Bonfire In The Tempest' von Sword Tongue sorgt für Aufruhr

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Der Herbst hat gerade erst begonnen, und schon lodert ein Feuer aus Oakland herüber, das weit mehr ist als nur ein gemütliches Lagerfeuer. Mitten in die Musiklandschaft kracht das Trio ’Sword Tongue’ und schickt mit seiner neuen EP 'Bonfire In The Tempest' einen Sound hinaus, der ihnen jetzt sogar eine Grammy-Nominierung eingebracht hat. Kein kleines Kunststück, wenn man bedenkt, dass sich die Band damit in einem Haifischbecken bewegt, in dem sonst nur die ganz großen Namen der Szene schwimmen. Für eine Formation, die sich 2020 mitten in der Pandemie gegründet hat, wirkt das wie ein Paukenschlag – oder, um im Bild zu bleiben, wie ein Flächenbrand.

Schon beim ersten Durchhören spürt man, dass hier nicht bloß mit heißer Luft hantiert wird. Sängerin Jennifer Wilde, die schon beim Oakland Symphony Chorus glänzte und einst bei Love Spirals Downwards zu hören war, legt ihre Stimme wie eine dunkle Schicht zwischen Verführung und Raserei über die Tracks. Sie flüstert, sie kreischt, sie beschwört – und man ahnt: Diese Songs sind im Sturm geboren, nicht im stillen Kämmerlein. Ihr Partner Gaetano Maleki kontert mit Gitarrensounds, die mal schimmern wie Glasfassaden im Regen, mal tief grollen wie ein Bassverstärker im Proberaum der Hölle. Und dann ist da noch Dan Milligan, Produzent, Trommler und Teilzeit-Zauberer, der schon für Größen wie PIG oder Stabbing Westward hinter den Reglern saß. Seine Drums treiben das Ganze voran, mal stampfend, mal fließend, aber immer mit dieser unbändigen Energie, die aus dem Bauch direkt ins Ohr geht.

Die fünf Songs selbst sind ein Liebesbrief an die 90er: Delay-getränkte Gitarren, Chorus-Effekte, Flanger-Spielereien – ein Paradies für Klangfetischisten. Doch wo andere Retro-Kopien abliefern, übersetzt ’Sword Tongue’ den Shoegaze- und Alt-Rock-Geist ins Hier und Jetzt, mit elektronischen Beats und einem politischen Unterton, der spätestens in „We Are The Resistance“ nicht mehr zu überhören ist. Wilde selbst sagt, ursprünglich sollte das Ganze eher eine tanzbare Trip-Hop-Platte werden – doch dann kam die US-Wahl, und plötzlich brannte nicht nur die Musik, sondern auch die Message. Zwischen persönlichem Älterwerden, gesellschaftlichen Umbrüchen und einer Portion Wut ist Bonfire In The Tempest eben mehr als nur Soundtrack: Es ist ein Manifest.

Besonders charmant: Das Release gibt’s nicht nur digital, sondern auch als rote Kassette – mit beigelegtem Gedicht, versteht sich. Ein poetischer Funke für alle, die physische Tonträger lieben und beim Umblättern der Lyrics das Knistern des Magnetbands im Ohr haben wollen. Ob also Grammy hin oder her: Diese EP klingt wie eine Fackel, die man in den Wind hält – mal flackert sie, mal lodert sie hell, aber sie geht nicht aus.

Oakland brennt: 'Bonfire In The Tempest' von Sword Tongue sorgt für Aufruhr
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