Nolongerhuman muss man sicherlich trotz mehrjährigen Bestehens einigen Hörern vorstellen: im Harsh Electro Sektor gibt es aufstrebende Acts wie Knicklichter im Elektroclub und so geht das Soloprojekt aus Portland sicherlich unter. Doch Clint Robertson ist in meinen Ohren tatsächlich einer der bemerkenswerteren Musiker im dauerballernden Wust des ach-so-bösen Einheitsbreis und die beiden Vorgängeralben '[Antipathy]' (2009) und 'Depersonalization' (2012) durchaus auch außerhalb des Tanztempel genießbar. Eigentlich verwunderlich, gab es doch nur Genrestandart und vor allem fast dauerhaft Vollgas um die Ohren – das aber recht ordentlich gemacht. Mit Album Nummer drei wagt Robertson nicht wirklich Neues und Skeptiker können unken, wenn ich trotz minimaler Veränderungen zu einer dezenten Kaufempfehlung komme. Aber irgendwie schaffen Nolongerhuman, dass man am Ball bleibt und 8 flotte und harte Nummern auch am Stück gut hören kann. Dabei ist ehrlicherweise nicht einmal ein potentieller Hit dabei, sondern nur gekonnt programmierte technoide Elektrokost. Reinhorchen kann man gut in „Lusus naturae“, „Sycophant“ oder „Dead empire“, doch gerade der Opener hat bei mir nach einigen Hördurchläufen gezündet und die fauchende Wiederholung der titelgebenden Worte „stop.listen.think.infest“ blieben hängen. Am Ende gönnt Robertson dem Hörer noch etwas Ruhe und beschließt das Album mit zwei langsameren Tracks, die sich dann aber auch eher unter „ferner liefen“ einsortieren – vielleicht der Grund, warum Robertson sich auf Daueraggro konzentriert. Keine Innovation, keine großen Hits, die gleichen Elemente, die 100ter andere Projekte verwenden und innerhalb des Albums so viel Abwechslung wie im örtlichen Busfahrplans – man muss die schwachen Grundvoraussetzungen klar kritisieren. Da sollte Robertson mal dran arbeiten, wenn er Nolongerhuman auf ein neues Niveau hieven möchte. Aber für einen stumpfen Tanzfutterhersteller stellt er sich nicht schlecht an und 'Withdrawal' funktioniert erstaunlich oft gut – nur ist es eben eher ein Lieferant für die Tanzfläche als ein Album. Also eine dezente (nicht euphorische) Kaufempfehlung für Freunde des bösen Harsh und Daumen drücken für etwas mehr Mut zum Album als Gesamtkunstwerk.