So schnell wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder: die vielen schwedischen Synthpopbands, die Ende der Neunziger Jahre auf dem October Label binnen weniger Monate an die 30 mehr oder minder hörenswerte Alben veröffentlichten und damit jenen „typischen“ skandinavischen Sound kreierten, der auch heute noch als Referenz und steter Bezugsrahmen bei der Beurteilung aktueller Releases aus dem Subgenre des melodisch-verspielten Synthiepop gilt. Eine Band, die damals zu den besseren Vertretern ihrer Zunft gehörte, entfernte sich lautlos und ohne medial zelebrierte Auflösungsdramen von der Bildfläche. Oder waren sie in Wahrheit nie wirklich weg? Wenn man die CD „Two“ des Duos „Daily Planet“ in den CD-Player legt, verschwimmt die Historie in klaren, minimalistischen Klangstrukturen und wird anschließend in teils kitschigen, teils grandios simplen Melodien wieder zusammen gekittet. Und immer wieder stellt die innere Stimme die Masterfrage: „Ist das weinerlicher Plastikpop oder die schönste Musik auf Erden?“ Wer Elegant Machinery „belanglos“ und Erasure „nervig“ findet, wird die gestellte Frage nach den ersten Takten des Openers „Forgiven“ mit wenig schmeichelhaften Variationen der vorgeschlagenen negativen Antwort abtun und sich härterer Musik zuwenden, in der die Welt per se böse ist und in Gewissheit nahender menschlicher Katastrophen keinen Platz für harmonischen Arrangements aus dem Hause „Daily Planet“ bietet. Für die leider zusehends schrumpfende Fanbasis der erwähnten Kultbands bietet das Album aus dem Hause Progress Productions hingegen reichlich Gründe, die Füße hochzulegen, dem Gehirn eine Ruhepause zu gönnen und sich in Zeiten zurückzudenken, in denen man am Tage wichtiger CD-Veröffentlichungen noch hektisch im Plattenladen umherlief, um eine der begehrten Exemplare limitierter Erstauflagen zu bekommen. Fluffiger Synthpop fällt vollkommen aus dem Raster der Generation Spotify, ist aber gerade deshalb etwas Besonderes. „Fragile“ wäre auf dem Album „Erasure“ neben „Stay with me“ zum absoluten Megahit gereift, „Afraid“ ist perfekter Pop für den kommenden Sommer (ist ja nicht mehr lange hin…) und über alle dem schwebt die unschuldige Stimme von Sänger Jarmo. In einigen Passagen überstrapazieren die gereiften Herren das noch tolerable Maß an Simplizität (Nobody’s Friend“), doch machen sie dies mit einer derart selbstbewussten Professionalität, dass man ihnen einfach verzeihen muss. In der richtigen Stimmung ist „Two“ ein Album fürs sanfte Gemüt geworden, in der falschen Stimmung ein Album zur Schürung nachhaltiger Aggression. Zumindest mir als Rezensent erging es so: den ersten Durchlauf hielt ich aufgrund aufdringlicher „Cheesiness“ nicht bis zum Ende aus - als ich der CD nach ein paar Tagen jedoch eine zweite Chance gab, klagte der Repeat-Button über Abnutzungserscheinungen. Zwischen 2 und 5,5 Sternen ist je nach Konfiguration des individuellen Hörgeschmacks alles drin. Probehören erlaubt!