Das Release erschien schon vor ’ner ganzen Weile – am 12. April 2024, um genau zu sein. Aber während sich andere Alben nach ein paar Wochen klammheimlich aus dem Gespräch verabschieden, steht The Interim von Mares Of Thrace immer noch mitten im Raum und schreit dir laut ins Gesicht: „Ich bin noch da!“ Und das mit einer Energie, die irgendwo zwischen Doom, Noise und totalem Wahnsinn pendelt. Ursprünglich nur als Tape für Nostalgiker und Leute mit zu viel analogen Geräten gedacht, hat das Werk nun auch digital und via Vinyl seine scharfen Krallen ausgestreckt – dank Artoffact Records, die offensichtlich wissen, dass gutes Chaos kein Verfallsdatum kennt.
The Interim ist keine typische „Zwischen-den-Alben“-Resteverwertung, sondern ein wildes Patchwork aus Alt und Neu, mit genügend Wahnsinn, um selbst hartgesottene Noise-Veteranen nervös mit den Füßen wippen zu lassen. Die aktuelle Besetzung um Frontfrau Thérèse Lanz und Multitasking-Wunder Casey Rogers (der nicht nur Drums, sondern auch Bass, Gitarren, Gesang und Produktion übernimmt – vermutlich gleichzeitig) liefert mit dem Opener „Parable Of The Archer“ direkt mal einen düsteren, zähflüssigen Noise-Doom-Koloss, bei dem man das Gefühl hat, von einem besonders schlecht gelaunten Lavastrom überrollt zu werden.
Und dann – als wäre das nicht schon absurd genug – kommt es: eine Coverversion von Paula Abduls „Straight Up“. Richtig gelesen! Der einstige Dancefloor-Charthit verwandelt sich hier in eine verzerrte, kreischende Soundlawine, irgendwo zwischen Endzeit-Ritual und ironiefreiem Wahnsinn. Wer jetzt glaubt, das sei ein einmaliger Ausrutscher, liegt falsch: Auch „Widow’s Bane“ von Tarlung wird gecovert – und zwar mit einer düsteren Konsequenz, die sich gewaschen hat. Man hört hier keinen Respekt vor dem Original, sondern eine liebevolle Zerstörungswut, wie sie nur Mares Of Thrace hinbekommen. Doch es wird noch kurioser: Die letzten drei Songs stammen aus dem Jahr 2013, aufgenommen mit der ursprünglichen Besetzung (Lanz + Drummerin Stefani Mackichan) und knüpfen stilistisch an die frühen Werke The Moulting (2010) und The Pilgrimage (2012) an. Hier wird’s noch technischer, noch kantiger – mit abrupten Riffs, krummen Taktarten und einer Wut, die sich nicht artikulieren will, sondern lieber durch dein Trommelfell trampelt.
Am Ende bleibt The Interim genau das, was der Titel verspricht – ein Zwischenspiel. Aber eins mit Biss, Hirn, Herz und jeder Menge Feedback. Es ist wie ein Mixtape aus mehreren Parallelwelten, zusammengeschustert von Leuten, die sich musikalisch nichts vorschreiben lassen und dabei erstaunlich gut wissen, was sie tun. Für alle, die sich nicht entscheiden können, ob sie Doom, Noise, Mathcore oder einfach ein bisschen gepflegten Wahnsinn hören wollen: Das hier ist euer Album.
Noise-Doom trifft 80er-Pop: The Interim bringt Mares Of Thrace zurück

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