Unterwäsche aus essbaren Perlen, Fleisch aus Gemüse – warum dann nicht Metal aus Slowenien – eben. Und so machen sich vier wackere Burschen auf, die Welt zu verändern. Noctiferia sind aber keine Neulinge. Bereits 1997 erschien das erste Werk. Damals mischte man extremen Black Metal mit folkloristischen Elementen – eine Musik also, die sich heute wie warme Semmeln verkauft. Leider haben sie sich dafür entschieden, vermehrt elektronische Soundfetzen in ihre Musik einfließen zu lassen. Na schauen wir mal, ob es im Land der Slowenen neben Laibach noch mehr zu entdecken gibt. Schon nach wenigen Sekunden wird klar - wahnsinnig exotisch klingt der Soundbrei nicht. Verzerrte Stimmen, monotone Gitarrenläufe (inkl. dem ein oder anderen Solo) und krachende Rhythmen – kommt mir alles sehr bekannt vor. Was jedoch Bands wie The Kovenant oder PAIN vor etlichen Jahren zur Perfektion betrieben haben, wird von der neuen Generation ins Grab getragen. Bands wie Dope Stars, Deathstars und nun auch Noctiferia haben soviel eigenen Flair, wie ein Knöllchen für falsches Abbiegen. Mit dem typischen Intro (ein Hoch auf die Maschinengeräusche) begeben wir uns in die ach so außergewöhnliche Reise. Ein erstes Aufhorchen bereitet uns der eigentliche Opener „Der Fall der Fallenden“ – genau, es wird auf Deutsch gesungen. Warum, und ob dies nur für die „German Edition“ gemacht wurde, bleibt offen. Dafür bekommen wir die endgültige Antwort, ob Peter Tägtgren diese Band produziert hat, um sich selber die Konkurrenz vom Hals zu schaffen. Zwar rummst der Track erstmal die Boxen sauber, verzieht sich jedoch sofort aus dem Schornstein. Ein Aufbau ist nicht erkennbar und so richtig aus dem Arsch kommt der Track mit seinem simplen Refrain nicht. Besser wird es mit der Walze „Bring Out The Beast“. Zunächst verkrampft und an dumpfen Aggro-EBM erinnernd, kann sich der Song nach und nach, mit Hilfe metallischer Zutaten, steigern. Das blöde an der Scheibe ist, dass sie bereits jetzt schon zu Langweilen beginnt. Überraschungen bleiben in der Folge aus - mal wird das Tempo gedrosselt (ohne jedoch Atmosphäre aufkommen zu lassen), mal wieder angezogen. Das ist genauso abwechslungsreich wie die Diskografie von AC/DC. Lediglich das (nicht ins Bild passende) Instrumental „Slovenska Morbida“ und das folgende „Evil Against Evil“ stechen heraus. Bei Zweitem auf Grund eines überraschend clean gesungenen Refrain. Da haben wir doch endlich mal was Neues. Wir lassen den Sänger die Strophen schreiend (verzerrt natürlich) und den Chorus clean interpretieren. Das nennen wir dann Industrial-Metalcore. Super Marktlücke entdeckt! Das abschließende „Mara“ kackt voll ab – zum Glück tummeln sich noch drei Bonustracks auf „Slovenska Morbida“. Im von „Fall Of Exile“ sogar ein ordentlicher, während „Bring Raus das Biest“ nur die deutsche Version von oben genannten „Bring Out The Beast“ ist. Genau wie „Mara“ – deutscher Gesang (oder was das sein soll) macht einen Song nicht unbedingt besser. Wer sich für eine slowenische Band entscheiden müsste, sollte bei Laibach bleiben. Wer bei einer Industrial-Metal-Combo bleiben möchte, sollte zu PAIN greifen. Allen, die aber von Deathstars und Konsorten nicht genug bekommen können, sei „Slovenska Morbida“ wärmstens ans Herz gelegt.