Das ist wirklich beachtenswert: Norman Piske alias Nin Kuji hat einfach seine ersten musikalischen Ergüsse wie sein Debütalbum "No Way Out" selbst veröffentlicht und es damit geschafft, Aufmerksamkeit zu erregen. So landete das Ein-Mann-Projekt beim Label Le Petit Machiniste und veröffentlichte dort 2007 die EP "Medicine Man". Nun folgt mit "Sayonara" das nächste Album, das übrigens einer Kooperation der Labels Ant-Zen und Le Petit Machiniste entsprungen ist. Das Motto des neuen Nin Kuji-Albums lässt sich schwer erraten. Wir wissen, dass unsere Schwestern und Brüder im Land der aufgehenden Sonne auf abgefahrene Electronica stehen. Nur Nin Kuji dreht den Spieß etwas um und holt uns Japan in den heimischen CD-Player, eben gebündelt mit seiner durchgedrehten elektronisch-japanischen Musik. Auf "Sayonara" formen ein pumpender Bass und verzerrte Töne oft tanzbaren Rhythm'N'Noise, dazu gibt es noch thematisch passende Samples, sei es melodischer oder sprachlicher Natur. Von den schwach im Hintergrund summenden Chören mongolischer Kehlkopfmusik darf man sich nicht ablenken lassen, ebenso von den kurzen Einblendungen japanischer Musik- und Theatersamples, denn sie sind allesamt irreführend. "Sayonara" hat nichts von einer verklärten Variante asiatischer Mystik. Nin Kuji kombiniert knallharte Beats mit fernöstlicher Romantik, was im Ergebnis eher schwelgerisch denn geheimnisvoll anmutet. Trotz den satten Rhythmen gibt es immer wieder einmal Ruhepausen, in denen die Basstrommeln ruhen oder nur mit halber Kraft feuern. Dann dürfen auch schon mal sanfte Synthieklänge durch den Äther schweben, bevor sie von dort wieder heruntergeschossen werden. Dem Tribal frönend trommelt sich "Barefoot R&N / Reprise" durch den Gehörgang und überrascht damit ein wenig. Aber gleich danach geht es mit dem rhythmischen Noisefeuerwerk weiter. Den Abgesang auf die vergangenen Nin-Kuji-Jahre bringt "Sayonara" in Form von "Sayonara, Medicine Man!" gleich mit. Das ist insofern erstaunlich, weil die Grundidee zu diesem Alum schon seit 2002 existiert, fünf Jahre vor Erscheinen der "Medicine Man"-EP. Da kann man nur gespannt sein, wohin die Reise für Nin Kuji geht. Aber erst einmal dürfen wir uns an "Sayonara" erfreuen, diesem Arrangement von guten Ideen und deftigem Bass. Vieles davon dürfte in den Clubs funktionieren. Daheim mit entsprechender Lautstärke tut es das allemal. 'Sayonara' Medicine Man und 'Konnichiwa' Nin Kuji.