Die Welt ist ungerecht. Diese Band besteht seid gut achtzehn Jahren, elf Alben wurden veröffentlich und unzählige Konzerte auf der ganzen Welt gespielt. Gary Numan soll sogar gesagt haben, dass sie die beste und aggressivste Band Londons sei. Und doch ist zu befürchten, dass die meisten beim Namen Inertia nur mit den Schultern zucken. Die Stichwortsuche bei Wikipedia hilft in diesem Fall auch nicht weiter und dass Reza, der musikalische Kopf der Band, Keyboarder bei Killing Joke ist, hat auch nicht zu echter Berühmtheit geführt. Ungerecht meine ich deshalb, weil sich das Quartett über die Jahre treu geblieben und nicht auf einen der in den letzten achtzehn Jahren mannigfaltig durch das Electro-Genre gerasten Züge aufgesprungen ist. Nach den Remixen zur schnellen Vorabsingle „Repeat & Follow“ folgt nun das erste neue Album seit drei Jahren (sieht man vom Coveralbum „Kloned“ ab) und bietet klassischen Electro. Wobei „Deworld“ einen wenig verheißungsvollen Einstand bildet. Der zweistimmige Refrain, unterlegt mit zu schlapp rüber kommenden Gitarren, kann den Opener nicht retten. Zum Glück wird es besser. „Anticulture“ ist sehr gelungen, hier ist der Refrain wirklich großartig, auch wenn die Gitarren wieder etwas zu leise sind. Nicht bahnbrechend innovativ, aber diese Art von Refrain wird mich immer begeistern. „Deworlded“ ist in der Folge eine muntere Reise durch den Electro-Dschungel. „Feed“ liefert den klassischen EBM-Beat, „Feline Fantasy“ erinnert an neuere KMFDM-Songs, bei denen Lucia singt und „Alien“ ist eine Art Electro-Ballade. Obwohl die Klasse von „Treshold“ (FLA) oder „Zyklon B“ von AE nicht erreicht wird, ist es trotzdem ein schöner Song. Leider auch nur typisch durchschnittlich ist das instrumentale „Strange Familiar“. Dummerweise gibt es neben dem ersten Song weitere von nur durchschnittlicher Qualität, die auch noch aneinander gereiht wurden. Insbesondere „Gone“ und „Round And Round“ finde ich recht langweilig. Zum Abschluss wird es mit „Capture“ erneut besinnlich. Keine Ahnung warum, aber Inertia sind mir einfach sympathisch. Das ändert leider nichts an der Tatsache, dass „Deworlded“ zwar wieder ein solides Electro-Album mit einigen Highlights ist, aber eben auch nicht mehr. Trotzdem werden Fans verzückt sein und darüber hinaus werden Freunde der elektronischen Musik gut unterhalten, denn „Anticulture“ oder „Alien“ etwa sind echte Anspieltips.