KICKING AGAINST THE PRICKS Die ersten beiden Alben sind verdaut, schon kam mit „Kicking Against The Bricks“ 1986 der nächste Streich. Heute wird ja dem dritten Album immer eine ganz besondere Bedeutung unterstellt. Hopp oder Topp heißt es da. Und was macht Nick Cave? Um sich dieser existenziellen Frage gar nicht erst stellen zu müssen, bringt er und seine Band ein Cover-Album heraus. Köpfchen muss man haben. Zwölf Songs befinden sich auf dem Tonträger – nun kann man erstmalig von „normalen“ und radiotauglichen Songs sprechen. Unter anderem glänzt Cave in einer starken Version von „I’m Gonna Kill That Woman“ von John Lee Hooker. Aber auch Lou Reeds „All Tomorrows Parties“ wird von den Bad Seeds umgemodelt. Mein persönlicher Höhepunkt ist jedoch „Something’s Gotten Hold Of My Heart“ – im Original von Gene Pitney gesungen, wurde es erst wenige Jahr nach der Cave’schen Version zum #1-Hit. Das Duett von Marc Almond und Gene Pitney aus dem Jahre 1989 brachte dem Song nun endlich den verdienten Ruhm. Positiv sticht bei dieser Platte heraus, dass Nick Cave sich endlich seiner Singstimme bedient. Er selbst beschreibt es im Booklet augenzwinkernd, dass er mehr durch Zufall seine normale Singstimme entdeckte. Daher ist auch dieses Album mehr als nur ein Cover-Album – es ist der Beginn des Sängers Nick Cave. Auf der DVD befindet sich wie schon bei den ersten beiden Alben, die 5.1 Version des Albums, zuzüglich der damaligen Bonus-Tracks der CD-Version: „Black Betty“ und „Running Scarred“. Dazu gibt es das Video zu „The Singer“ und den dritten Teil der Dokumentation „Do You Love Me Like I Love You“ – diesmal mit u.a. Martin Gore. YOUR FUNERAL... MY TRIAL Nur zweieinhalb Monate später konnten sich Fans über das nächste Werk der Truppe freuen. Jedoch war dies ursprünglich nicht geplant und entstammt dem Zufall. Im Sommer 1986 fuhren die Jungs nach Berlin um den finalen Mix von „Kicking Against The Pricks“ abzuschließen. Jedoch lag das Tape noch in Australien rum. Und da sie sich irgendwie die Zeit totschlagen mussten (man kann ja nicht immer feiern) schrieben sie neue Songs. So einfach geht das also. Was heraus kam war das Meisterwerk „Your Funeral... My Trial“. Auch wenn die vorherigen Alben schon kleine Kunstwerke waren, dies war nun ein großes. Melodischer, dramatischer und in sich geschlossener präsentieren sich die acht Songs, wobei man mit „Long Time Man“ (Time Rose) erneut eine Cover-Version einspielte. Die Scheibe ist wie ein Rausch – ein Rausch durch die Sphären der düsteren Liebe („Stranger Than Kindness“) und des Horror („The Carny“). Der Opener „Sad Waters“ zeigt uns Cave’s Vorliebe für am Fluss spielende Liebesgeschichten (natürlich kommt auch schon die Rose vor), was 1995 im Duett „Where The Wild Roses Grow“ gipfelte. Keine Frage – „Your Funeral... My Trial“ war der vorläufige Höhepunkt im Schaffen von Nick Cave & The Bad Seeds. Auf der DVD befindet sich abschließend wie immer das Album in Dolby Digital, ein Bonustrack („Scum“), sowie der vierte Teil der Dokumentation „Do You Love Me Like I Love You“.