Ein hauptberuflicher Sounddesigner wie Ben Lukas Boysen hat mit Sicherheit noch einmal eine andere Sicht auf Musik wie ein Komponist. Trotzdem sprechen seine Veröffentlichungen vor allem auch Musikerkollegen an, die vermutlich die eben etwas anders gelagerte Sicht- und Ausdrucksweise schätzen. Aber man darf von Hecq keine bloßen Soundbasteleien erwarten, also Musik ohne Seele. Gerade mit seinem letzten Album "Night Falls", in dem Ben Lukas Boysen den Tod seines Vaters verarbeitete, hat Hecq mehr als eindrucksvoll bewiesen, wie atmosphärisch seine Musik sein kann. Wenn wir noch einen Schritt zurückgehen, landen wir bei Hecqs Album "0000", das seine Remix-Versionen gleich huckepack mitbrachte. Mit seinem neuen Album "Steeltongued" verhält es sich ähnlich, nur dass hier ein einziger Song als Grundlage für die Remixe herhalten musste, nämlich der Titeltrack. Das eigentliche Album baut auf den beiden Tracks "Typhon" und "Steeltongued" auf, die Hecq bereits in früheren Versionen vorgelegt hatte. So steigt man nach der sphärischen Einführung von "Spires Awake" auch gleich mit "Typhon" ein. Elektronisches Ticken und Donnern mit viel Hall, aber ohne Melodie. Der Song unterbricht sich ständig selbst, lädt sich auf wie ein Kondensator und entlädt sich dann wieder. "Steeltongued" ähnelt dem ein wenig: Trockene Beats und Geigenzähler-Klackern, zwar ohne Hall, dafür aber ansatzweise mit Melodie. Eine geradezu perfekte Remix-Vorlage, weil man daraus nun wirklich alles machen kann. Genau das passiert auch auf der zweiten CD und war auch Ben Lukas Boysens ausdrücklicher Wunsch. Die Ergebnisse variieren derart voneinander, dass sich diese zweite CD wie ein eigenständiges Album anhört, obwohl es eigentlich nur einen Song zu hören gibt. Hier kann man in aller Ruhe auf Entdeckungsreise gehen. Aber auch die anderen Tracks der ersten CD wie das ruhige und schöne "The Descent" mit Nebulo, der Hip-Hop-Song "I Will Survive" mit Nongenetic oder der BK-Remix von "Untitled" sind großartig. Alle diejenigen, die gern ein weiteres "Night Falls"-Album gehabt hätten, sollten sich die Hypnos-Trilogie anhören. Dunkler, atmosphärischer Ambient, der seinem Titel gerecht wird, denn er hypnotisiert wirklich. Ein Doppelalbum, das man einfach nicht verpassen darf.