Neil Gaiman und Amanda Palmer sind seit circa 5 Jahren ein Paar, seit 2011 verheiratet. Er, der englische Autor, der sich mit Büchern (Anansy Boys, Coraline, American Gods) und Comics einen Namen gemacht hat; Sie, die amerikanische Musikerin, die mit den Dresden Dolls und späteren (Solo)Projekten eine immer größer werdende Masse begeistert. Die beiden texten und komponieren zusammen, arbeiten an gemeinsamen Projekten und, wenn der Fan großes Glück hat, treten sie gemeinsam auf. Da viele die Tour 2011 nicht erleben konnten erschien An evening with Neil Gaiman and Amanda Palmer wie auch die letzte Soloplatte Theatre is evil labellos über Amanda Palmer selbst und durch die Spenden der Fans im Netz finanziert. Und diese 3 Cds können sich wirklich hören lassen! Sie zeigen Zusammenschnitte aus 6 unterschiedlichen Shows und wurden inhaltlich geordnet auf die Silberlinge gebracht. Und so bekommt der Hörer auf CD 1 ausschließlich Neil Gaiman zu hören, der 11 Kurzgeschichten oder -beiträge liest und für viele Lacher und auch magische/schöne Momente im Publikum sorgt. Wer als Palmer Fan ein musikalisches Dokument erwartet ist hier natürlich auf eine harte Probe gestellt, aber Dank Gaimans schöner Stimme und Betonung und der Tatsache, dass er ein auch für Nicht-Muttersprachler gut zu verstehendes Englisch verwendet ist diese Scheibe eine schöne Erfahrung. CD 2 gehört dem Paar und gemeinsamen musikalischen und gelesenen Beiträgen. Wundervoll ihre Interaktion miteinander und mit dem Publikum – und die Aufnahmen sind so authentisch, dass man von der Stimmung der Abende umhüllt wird. Wundervoll auch Gaimans Gesang, der erste Beitrag „Makin'whoopee“ gewinnt durch das Duett und Gaimans skeptische Rezitation der Zeilen ungemein. Es finden sich „Poem for Amanda“ und „Poem for Neil“ Liebesbekundungen Platz aber auch „besondere“ Lieder wie das herrliche „Electric blanket“. CD 3 ist dann Palmers Spielwiese und damit eine tolle Sammlung bekannter Songs und bisher nicht offiziell veröffentlichter oder selten gespielter Aufnahmen. Empfehlenswert ist eigentlich alles: „Map of Tasmania“ ist live so viel stärker als die Studioaufname, „Gaga, Palmer, Madonna: A Polemic" ist ein absoluter Knüller und das abschließende "Ukulele anthem" hat sich seit meiner letzten Live-Begebnung mit Frau Palmer in Köln in mein Herz gestohlen und ich freue mich sehr, eine qualitativ fantastische Aufnahme im Haus zu haben. Ein großer Text, eine Menge Mitsingappeal und vor allem eine schöne Aussage begleiten dieses musikalische Schmuckstück. Auch wenn ihre Alben schon wundervoll sind muß ich gestehen, das live noch einmal eine Schippe Begeisterung obendrauf kommen muss. Diese Stimmung wurde auf An evening with Neil Gaiman and Amanda Palmer perfekt eingefangen und ich halte es für begrüßenswert, dass nicht eine durchgehende Aufnahme eines Abends gepresst wurde sondern diese Sortierung nach Inhalt. Die beiden Hauptakteure lassen sich viel Zeit – im Fokus stehen nicht die Gedichte/Geschichten oder Lieder sondern der Abend mit dem Paar und den Gästen. Lange Ansagen, kurze Anekdoten – von der Kommunikation mit dem Publikum lebt ein Auftritt mit Frau Palmer und diese Live-Aufnahmen geben genau das wieder. Deswegen Daumen hoch und eine Kaufverpflichtung für alle Gaiman oder Palmer Fans und eine dicke Empfehlung für alle, die zumindest einen der beiden Künstler mögen.