Wenn Kevin Doherty alias Sleep Research Facility ein neues Album veröffentlicht, dann heißt es aufhorchen. Nach dem Raumschiff Nostromo und der Antarktis entführt uns der Schotte in einen Flugzeug-Hanger in England. Der Hanger ist aber in diesem Fall nicht das Interessante, sondern sein Inhalt. "Stealth" beschäftigt sich, wie der Name und vor allem das Cover schon erahnen lassen, mit dem berüchtigten Tarnkappenbomber: Die Grundlage für das neue Album von Sleep Research Facility sind Audio-Aufnahmen von Wartungsarbeiten an einer B-2 Spirit der Northrop Grumman Corporation, dem teuersten Kampfflugzeug der Welt. Bei diesem Flugzeug, das größtenteils aus Kunststoff besteht und ohne Höhenruder auskommt, sind die Triebwerke sind so konstruiert, dass Kondensstreifen und hohe Abgastemperaturen weitestgehend vermieden werden. Alles an der B-2 ist so gebaut, dass sie auf einem Radar möglichst unentdeckt bleibt. Die groben Eckdaten dieses Flugzeugs sind bekannt, die speziellen Daten vor allem zum Kampfsystem und den Maßnahmen zum Schutz vor Radarstrahlung unterliegen der Geheimhaltung. Die B-2 ist ein Flugzeug, das zwar durch seine geringe aerodynamische Stabilität ohne funktionierenden Bordcomputer abstürzt, aber zugleich immens gefährlich und beeindruckend ist. Doherty verwendet auf "Stealth" das Mysterium, das den Stealth-Bomber umgibt, als Grundlage für seine Songs. Geheimnisvoll, kühl und mysteriös erklingt das Album, dessen Songs mit massiven Drones unterlegt sind, deren tiefer Bass allein schon für transzendentale Zustände beim Hörer sorgt. Undefinierbare und kaum wahrnehmbare Geräusche, aus dem Nichts auftauchende Funksprüche und eine kontinuierliche Steigerung der Intensität führen den Hörer hin zum Geheimnis um dieses Flugzeug. Es bleibt ein Rätsel, um was für Geräusche es sich genau handeln könnte. Unsichtbar sind Dohertys Songs nicht, aber ihr Inhalt wird erst nach und nach preisgegeben bzw. muss vom Hörer erschlossen werden. Der beobachtete Minimalismus, mit dem die Songs auf "Stealth" auf den ersten Blick erzeugt wurden, weicht mit der Zeit einer kontinuierlich wahrgenommen Energie. Wie der Bomber so verbirgt auch das Album seine wahre Kraft. Veränderungen in den Songs sind nicht immer sofort ersichtlich. Insofern benötigt man einen etwas längeren Atem, der sich aber in jedem Falle lohnt. Die Quellen für die Songs, die von Barry G. Nichols alias Si_Comm stammen, sind in der ersten Auflage des Albums von 1000 Stück auf einer zweiten CD namens "Source" enthalten. Wer jetzt allerdings glaubt, daraus mehr Aufschlüsse zu erhalten, der irrt. Selbst das Quellmaterial ginge als Ambient-Album durch. Wem das noch nicht reicht, der kann sich mit "Spirit Of Missouri", das die Ideen für die Songs auf "Stealth" weiterverfolgt, noch mehr Material kostenlos herunterladen. "Spirit Of Missouri": http://resonance-net.com/audio/srf.som.320kbps.mp3