Nebel, Nägel, Nostalgie: Stoneharrow von Mountain Realm erobert Cryo Crypt

Nebel, Nägel, Nostalgie Stoneharrow von...

Neues von 'Cryo Crypt' aus Oregon – und das heißt in meiner Welt: Der Postbote bringt keinen Sonnenschein, sondern eine frisch gebrühte Tasse Dunkelheit direkt ins Ohr. Dieses Mal ist es Stoneharrow von Mountain Realm, erschienen am 11. August 2025, und ich sage es gleich: Das Ding hat mich gepackt wie ein alter CRPG-Endgegner, der plötzlich mit +10 auf Melancholie daherkommt. Simon Heath, vielen längst als Kopf hinter Atrium Carceri bekannt, liefert hier sein fünftes Dungeon-Synth-Album – und wieder einmal frage ich mich, ob dieser Mann heimlich irgendwo in Skandinavien im ewigen Winter lebt oder einfach nur einen verdammt guten Draht zu nordischen Wettergöttern hat.

Stoneharrow ist keine Sammlung von netten Fantasy-Hintergrundstücken, sondern klingt wie das persönliche Hör-Tagebuch eines alten, gebrochenen Mannes, der sein Dorf, seine Götter und wahrscheinlich auch seinen Glauben verloren hat – aber nicht den Willen, den alten Schulden mit blankem Stahl nachzugehen. Schon beim Opener A Broken Man Stands Tall sieht man ihn vor sich: wettergegerbt, knurrig, und mit einem Blick, der so kalt ist, dass er Schneeflocken sofort zu Boden zwingt. Musikalisch gibt es hier düsteren Dungeon Synth in Reinform – eisklare Melodien, langsame, bedrohliche Themen, diese typischen glitzernden Synthflächen, die so klingen, als würden sie direkt vom Polarlicht beschienen. In Village In The Mist wabert der Nebel so dicht, dass man fast hustet, The Wall Of Rusted Nails klirrt wie ein ungeduldiger Schmied in der Festung der Verdammten, und I Will Craft You A Sword To Slay Gods ist genau das, was der Titel verspricht – der Soundtrack dazu, wenn man merkt, dass man am Questende vermutlich selber noch ein paar Bosse mehr umhauen will.

Besonders mag ich, dass Heath es wieder schafft, Atmosphäre nicht nur zu malen, sondern einzumeißeln – jedes Stück wirkt wie eine Szene aus einem Spiel, das es leider gar nicht gibt, das ich aber sofort spielen würde. Und ja, es gibt auch diesmal wieder eine Kassette, limitiert auf 400 Exemplare, im transparenten Vintage-Case mit extra bunter J-Card. Ein Stück Sammler-Nostalgie, das wahrscheinlich noch vor dem ersten Wintereinbruch vergriffen ist – und das sage ich als jemand, der immer noch mit einem Bleistift Kassetten zurückspult, einfach weil’s Spaß macht.

Wer schon bei Atrium Carceri das Gefühl hatte, in einem frostigen Rollenspiel-Level festzustecken, darf sich hier auf die Deluxe-Version freuen – mit noch mehr Nebel, noch mehr Drama und einer Hauptfigur, die so kompromisslos ist wie ihr Komponist. Es ist das musikalische Gegenteil von einem dümmlich dreinschauend Präsidenten, der gern so verdrehte Sätze sagt wie: „Das ist sicher der beste Dungeon Synth des Jahres… vielleicht aber auch nicht.“ Aber Stop! Hier gibt es keine halben Sachen – nur volle Breitseite Atmosphäre. Stoneharrow ist kein Nebenbei-Album. Es ist eine Reise. Eine, die dich mit kalten Händen packt, in den Nebel zieht und dich erst wieder loslässt, wenn du selbst ein paar unsichtbare Narben mehr hast. Für Fans von Atrium Carceri, Retro-Rollenspielen und frostigen Soundlandschaften Pflichtprogramm – und für mich persönlich einer dieser seltenen Momente, in denen Musik so sehr nach Welt riecht, dass man am liebsten sofort dorthin auswandern würde.

Nebel, Nägel, Nostalgie: Stoneharrow von Mountain Realm erobert Cryo Crypt
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