NamNamBulu - Blind?

Oft ist es ja so: erst hält man das Demo, eine Vorab-Single oder EP in den Händen und verfolgt dann den weiteren Werdegang der Band. In diesem Fall ist jetzt einmal anders herum. Im Juli bekam ich eine Promotion Pre-Copy des Debüt-Albums "Distances" von NamNamBulu und war sofort begeistert wie selten zuvor. Dass die sympathischen Schweizer (damals noch als Trio mit Keyboarder Stefan Mächler, der die Band inzwischen verlassen hat) mit dem feinen Gespür für intelligenten, melodischen Synthie-Pop jedoch bereits zuvor schon eine 6-Track EP mit dem Titel "Blind?" veröffentlicht hatten, wußte ich nicht. Inzwischen waren NamNamBulu als Support von Melotron auch in München zu Gast. Seitdem darf ich nun ein (handsigniertes!) Exemplar von "Blind?" ebenfalls mein Eigen nennen und möchte es jetzt – natürlich mit reichlich Verspätung – der Vollständigkeit und Begeisterung halber auf unserer Seite vorstellen. Gelegentlich ist es der Fall, dass Kritiker-Stimmen in der musikalischen Entwicklung einer Band zwischen allererstem Output und Debüt eine (positive) Weiterentwicklung festzustellen glauben. Das trifft selbstverständlich auch für NamNamBulu zu; jetzt aber den (logischen) Umkehrschluß zu ziehen, der Vorläufer des Albums – in diesem Falle ja die "Blind?"-EP – stehe "Distances" qualitativ in etwas nach, ist meines Erachtens jedoch falsch. "Blind?" enthält wie gesagt 6 Tracks, vier davon ("Now Or Never", "Ignorance", "Surviving" und "Guardian Angel") wurden überarbeitet und herausgeputzt als "distant"-Remixe auf "Distances" übernommen. Die beiden Songs "Trapped" und "Nightmares" sind lediglich auf der EP vertreten. Da "Distances" seit dem Erscheinen nur schwer aus meinem CD-Player herauszubekommen ist, läßt es sich jetzt natürlich auch nicht vermeiden, daß ich bei der Beurteilung der EP soweit möglich Bezug nehme auf die Songs, die ich zuerst kannte, nämlich die des Albums. "Now Or Never" ist auf "Blind?" im Vergleich etwas minimaler arrangiert ausgefallen und wie ich meine, auch einen kleinen Tick langsamer. Besonders schön daran ist, dass Henrik Iversens intensive Stimme dadurch noch einmal mehr zur Geltung kommt. Auch wenn "Now Or Never" nicht ganz so wuchtig wie auf dem Album wirkt, hätte diese Ur-Version schon so auf das Debüt übernommen werden können. "Ignorance" ist ebenfalls etwas minimalistischer ausgefallen, jedoch mit sehr starken, einprägsamen Synthie-Linien und gemütlichem Rhythmus. Ansonsten unterscheidet er sich nicht unbedingt wesentlich von der distant-version des Albums. "Surviving" – nach "Deception" einer meiner größten Favoriten – wartet mit sehr markanten Synthies auf, die Stimme tritt dadurch allerdings an mancher Stelle doch etwas in den Hintergrund. Ein fast schon ein wenig zu langes Synthie-Instrumental verleiht dem Song flächige Züge und dehnt den Track auf über sieben Minuten aus! Das melancholische, ruhige "Guardian Angel" unterscheidet sich nicht wesentlich vom Sound des distant remix, die Stimme wirkt hier jedoch noch sensibler und vertrauter. "Trapped" ist ein trauriger, detailverliebt und effektvoll arrangierter Slow-Motion-Song, bei dem Henrik noch einmal alle Melancholie in seiner Stimme frei lässt. "Nightmare" hingegen ist noch einmal ein schneller und eingängig-poppiger Track geworden, der sehr gut auf "Distances" gepasst hätte. Etliche Synthie-Linien sind hier zugunsten mehr Atmosphäre und Clubtauglicher Beats in den Hintergrund getreten. Besonders schön finde ich an diesem Song allerdings den Text, der mich auf so eigenartige Weise fesselt – vielleicht, weil mich (als intensiven Nacht-Träumer) die Traumthematik schon immer faszinierte. Wer "Distances" bereits kennt, kann bei "Blind?" bedenkenlos zugreifen. Alle anderen natürlich auch! Erhältlich ist die EP (damals noch in eigener Regie veröffentlicht) nach wie vor auf den Konzerten bzw. über NamNamBulu selbst.

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