Naarmann & Neiteler - das ist kein Herrenausstatter für betuchte Manager, wie ich zuerst vermutete als ich den Namen hörte, sondern dahinter verbirgt sich ein deutsches 2-Mann Musikprojekt. "Naarland" ist bereits ihre zweite Veröffentlichung bei Einzeleinheit, bestehend aus 5 teilweise über 10 Minuten langen Reisen durch elektronische Gefilde. Wir begegnen Filmmusik, bisschen Drum and Bass, clicks and cuts, schönen Klängflächen, industriell-elektronischen Rhythmen und diversen schrägen Klangcollagen. Die ersten beiden Stücke haben einen guten Spannungsbogen und auch kompositorische harmonische Substanz, will heissen: das wilde Zusammenwürfeln von Sounds und plötzliche Kursänderungen halten sich in Grenzen, man kann schön zuhören ohne aufgeschreckt oder genervt zu werden. Naarland Part 3 fängt an diese Harmonie zu zerlegen, es wird rhythmischer, härter, trashiger. Ab Stück Nummer 4 (Naarland Part 4) wird's dann minimaler, es fehlen schöne Klangflächen - der Rhythmus dominiert, wir sind im Industriegebiet angelangt. Danach geht's bisschen auf die Spielwiese (Naarland Part 5), verspielte Geräusche und zusammengeschnipselte Arragements bringen den Hörer entweder zu einem Schmunzeln oder den Finger dazu auf "Skip" bzw. "Stop" zu drücken. Aber halt! Nach 4 Minuten kommt doch noch was Hörbares, dann kommt der jazzige Ride Becken Sound vom ersten Stück und schlagartig ist die Reise zu Ende. Aus. Die Liste der Künstler ist lang, die solche Musik machen und nur wenige haben es geschafft ihren Stil prägnant und unverkennbar werden zu lassen. Ganz schonungslos gesagt: die Hauptschwäche dieser Art von musikalischer Stilodyssee ist immer, dass letztendlich die Collagetechnik doch nur einen zusammenhanglosen Klanghaufen hinterlässt, der sofort das Ohr wieder verlässt: es fehlt an Tiefe und Substanz. Naarmann & Neiteler tanzen - ich vermute mal - ganz bewusst auf diesem schmalen Grat, aber meistern den Balanceakt nicht immer perfekt. Trotzdem gibt es auch Lichtblicke auf der etwas kurzen CD, die zeigen, dass hier keine Amateure am Werk sind. Das Potenzial zu Grösserem ist da.