Take It. Was für ein Titel - dazu ein schöner weiblicher Akt auf dem Cover. Kommt jetzt das Schmuseweich Soul Revival Sade's Erben? Verwirrung und irreführende Covergestaltung fand ich schon immer cool, vorallem wenn dann das sich sanft anschmiegende Ohr mit heftigem Krach betäubt wird. No Sade's Bad Son's are coming: Nu Metal, komplizierte Stilwechsel in die Virtuosität des Black Metal, dann ein funky break a la Red Hot Chilli Peppers, stiller Gesang der sich zum Kreischen steigert. Mir bis dato unbekannt, die 4 Schweizer von Labia liefern eine extrem sauber und professionell eingespielte EP ab: da sitzt jeder break, die Gitarren doppeln wuchtig und präzise mit dem Schlagzeug, knurrt der phantastisch gespielte Bass sich den Weg in den Gehörgang. Ein wahres Hörvergnügen - ein Album für Musiker und Konsument gleichermassen, die präzise Virtuosität zu schätzen wissen. Das Niveau an dem sich neue Bands, vorallem im überlaufenem Metalbereich messen müssen ist hoch. Es gibt unglaublich viele Bands, die gute Musik machen - demzufolge reicht "gut sein" schon lang nicht mehr aus, um sich aus dem Heer der Jungkapellen herauszukatapultieren in Richtung Bekanntheit und Erfolg. Labias Chancen stehen gut, das zu schaffen. Was die instrumentale Seite anbelangt hab ich ja meine Begeisterung schon deutlich gemacht. Das Songwriting ist solide und abwechslungsreich, es fehlt nicht an Ohrwurmqualitäten ("Shiva"), die auch den Einzug ins Radio/Airplay ermöglichen sollten. Aber auch experimentellere, minimalere Kompositionen wie "Incomplete", das aus Flageolettetönen aufgebaut ist sind überzeugend. Einziger Kritikpunkt wären manchmal kleine Schwächen in der Intonation des Gesangs sowie hie und da ein paar Textpassagen, die mir etwas zu trivial sind. Aber wir reden hier von der Debut EP (abgesehn vom 2002er Demo) - das kann also noch werden! Eine Prise mehr an Eigenständigkeit und Unverwechselbarkeit und der Durchbruch und grössere Bekanntheit sollten nicht verwehrt bleiben. Das Zeug dazu haben die vier Schweizer auf jeden Fall!