„Heading For Tomorrow“ - für das neue Album von Sero.Overdose habe ich mir etwas mehr Zeit genommen. Eigentlich stand mein Urteil über das Drittlingswerk der Berliner schnell fest. Wunderbar eingängiger und melodischer Synthiepop in Kombination mit den unverkennbar ausdrucksstarken Vocals Hartungs spielte sich sofort in meine Gehörgänge und blieb dort auch hartnäckig hängen. Doch noch bevor ich meine Rezension zu Ende geschrieben hatte, stieß ich auf eine recht kritische Review der Platte und einmal auf der Suche gab es ein auf die andere doch verhaltene Meinung. Damit entschloss ich mich, die Platte einfach noch etwas auf mich wirken zu lassen und ein paar Wochen versreichen zu lassen. Ich wollte testen, ob die Songs dann immer noch derart catchy und vereinnahmend sind. Es folgte Wochen, die von eben diesem einen Album geprägt waren. Auf dem Weg zur Arbeit, auf dem Weg nach Hause, an den Abenden…wenn es auch nur ging, ich ließ mich von den Songs bezaubern. Ja, bezaubern. Ich kann nicht genug bekommen. Es fängt schon mit „Lost Alone“ an. An manchen Tagen kam ich nicht einmal über diesen Song hinaus. Die seichten Synthieklänge, die einen ihrer Einfachheit so sehr einnehmen und die wunderbar prägnante, weiche Stimme. Dabei gibt es keinen Grund danach nicht weiterzuhören. Auch das wunderbar melodisch melancholische „Tiny Snail“ ist ein absoluter Ohrwurm. Und so könnte ich einen um den anderen Song aufzählen. Unverwechselbar in ihrer Art, abwechslungsreich, harmonisch und hier und da auch durchaus clubtauglich. Ich mag „Heading For Tomorrow“, auch wenn sicher nicht jeder Song ein Hit ist und man dieses und jenes von Sero.Overdose schon gehört hat. Aber eben solche Perlen wie „Tears In Rain“, die sich langsamen aufbauen und durch wunderbar eingängige Synthieflächen in die Gehörgänge bohren, lohnen diese Anschaffung in jedem Falle. Wobei die inhaltlich starken deutschsprachigen Titel „Du“ und „Wut“ bisweilen etwas zu sehr in die weichspülende Schlagerecke zielen (der berühmte erste Eindruck ließ sich hier nicht mehr „bereinigen“), kann man auch ihnen eine gewisse eingängige Leichtigkeit nicht absprechen. Und so ergibt dieses Album mit seinen Höhen und Tiefen dennoch ein wunderbares Gesamtwerk, das durchaus nach mehrmaligem Hören immer noch überzeugen kann. Wer unbedingt etwas Neues, ich meine da etwas Neues, Neuartiges will, der wird in „Heading For Tomorrow“ vielleicht nicht die absolute Erfüllung finden. Für jeden Liebhaber seichter aber gleichzeitig inhaltlich und musikalisch ansprechender elektronischer Musik dürfte das Album aber eine Bereicherung sein.