Das Duo MRDTC hatte ich bis zum Eintreffen der hier besprochenen Scheibe nicht gekannt. Die '#3 (We travel)' genannte Scheibe deutet darauf hin, dass das 2010 gegründete EBM Projekt bereits mindestens 2 Silberlinge veröffentlicht hat – die Nummerierung bezieht sich dabei nicht auf die Art der Veröffentlichung (Single, EP, Album) und so ist '#3 (We travel)' eine EP mit immerhin circa 40 Minuten Musik. Vier neue Songs, vier Live-Mitschnitte, 2 Neuaufnahmen und ein Hidden Track bieten uns die beiden Herren. Arbeiten wir diese also ab: "No kingdom" und "Belief" gefallen mir auf anhiebt. Keine Überwerke, aber gutes (und sehr melodiöses) EBM Futter mit schön drückenden Bässen und guter Programmierung, Gesang und Texte gehen in Ordnung. Die beiden folgenden Songs können das Niveau nicht halten, sind aber auch keine Gurken. Die folgenden eigenen Songs stammen vom ersten Full-length Album '#2 (We transfer)': 2013 live in Rostock mitgeschnitten zeigen sich MRDTC recht stark, der Klang ist gut und die Aufarbeitung im Studio lässt das Publikum zwar verschwinden, doch dafür klingt alles schön transparent. Wirklich überzeugen können mich die drei eigenen Songs nicht (und "God of anger" ist nicht, wie angekündigt, eine Walze), doch erst die Coverversion des Klinik Klassikers "Sick in your mind" enttäuscht mich wirklich. Vielleicht war ich auch einfach nicht darauf gefasst, das düstere Lied in einer fröhlich-beschwingten Version zu hören, bei der ich eher das Gefühl habe, über Wiesen zu hüpfen. Es folgen noch 2 Versionen von Songs, die bereits als Liveversion enthalten sind und die Fans der Band demnach bereits mit '#2 (We transfer)' im Schrank stehen haben. Über deren Daseinsberechtigung sollen sich Fans streiten. Ich kann wenig mit ihnen anfangen, da mir die Live-Versionen nur bedingt gefielen und ich nicht noch mehr Versionen brauche. Gleiches gilt auch für den (ich hasse hasse hasse es) hidden Track nach minutenlanger Stille: das Warten wird mit einem wenig aufregenden Schnarcher belohnt. Die ersten Songs haben meine Erwartung scheinbar zu sehr in die Höhe getrieben, denn nach "Belief" geht es stetig bergab. Vielleicht sind diese beiden Stücke ja auf dem nächsten richtigen Album enthalten – dann kann man als Interessierter bis dahin beruhigt warten. '#3 (We travel)' muss man sich wohl nur als treuer Fan ins Haus holen.