Schon beim ersten Blick auf das Artwork von Shadowlorn wird klar: Hier wird kein fröhlicher Spaziergang im Wald geboten. Ein finsterer Ritter auf seinem prachtvoll verzierten Ross, der mit leuchtendem Heiligenschein inmitten der Dunkelheit thront, schaut den Betrachter durch die Schwärze direkt an – eine Einladung, die düsteren Schatten des Whitebark-Waldes zu betreten, die klanglich ebenso eindringlich sind wie visuell.
Simon Heath, der kreative Kopf hinter Atrium Carceri und Za Frûmi, entführt uns mit seinem dritten Mountain-Realm-Album in eine nordische Fantasy-Welt, die so lebendig und atmosphärisch ist, dass man fast das Moos unter den Füßen spürt und den kühlen Wind des zerfallenen Königreichs auf der Haut. Shadowlorn ist keine Sammlung einzelner Songs, sondern ein in sich geschlossenes Werk, das wie der Soundtrack zu einem epischen Fantasy-Rollenspiel wirkt. Die Tracks fließen ineinander, wie Kapitel eines alten Märchens, das von Heldenmut, Hoffnung und unbarmherziger Dunkelheit erzählt. Dabei entstehen Klanglandschaften, die gleichermaßen faszinieren und beunruhigen.
Heath versteht es, mit minimalistischen Mitteln maximale Wirkung zu erzielen. Die Instrumentierung ist reduziert, aber gezielt: Flöten und Streicher malen Bilder einer längst vergangenen Welt, während düstere Drones und elektronische Elemente die allgegenwärtige Bedrohung durch den Shadowlorn spürbar machen. Es ist, als würde man durch verfallene Ruinen wandern, das Knacken von Ästen unter den Füßen hören und den Atem anhalten, weil irgendwo im Schatten etwas lauert. Shadowlorn erzeugt eine Spannung, die nicht aus lauten Höhepunkten, sondern aus subtiler, fast unsichtbarer Bedrohung besteht.
Trotz dieser Dunkelheit schimmert immer wieder ein Hauch von Hoffnung durch. Es gibt Momente, in denen helle Melodien wie Sonnenstrahlen durch das dichte Blattwerk brechen – kurz, aber wirkungsvoll. Diese Dualität aus Licht und Schatten, Hoffnung und Verzweiflung ist das Herzstück des Albums. Man spürt, dass Heath nicht einfach nur Musik macht, sondern Geschichten erzählt. Geschichten, die einen tief in eine andere Welt ziehen und dort gefangen halten. Besonders beeindruckend ist, wie bildhaft die Klänge wirken. Das Album klingt, als würde man durch die Kapitel eines Retro-Fantasy-RPGs wandern, von der Begegnung mit faunartigen Kreaturen bis hin zum dramatischen Finale in den Ruinen eines gefallenen Reiches. Jeder Track trägt zur Gesamtatmosphäre bei, ohne sich dabei in Einzelheiten zu verlieren. Es ist Musik, die zum Eintauchen einlädt, zum Fantasieren, zum Abtauchen in eine Welt, die gleichzeitig wunderschön und beängstigend ist.
Fazit: Shadowlorn ist kein Album, das man nebenbei hört. Es verlangt Aufmerksamkeit, lässt Raum für Interpretation und belohnt den Hörer mit einer tiefen, atmosphärischen Reise durch eine düstere, nordische Mythologie. Es ist ein Soundtrack für dunkle Winterabende, an denen die Schatten länger und die Nächte endlos scheinen. Simon Heath beweist einmal mehr, dass er ein Meister darin ist, Klangwelten zu erschaffen, die einen nicht loslassen.
Wer Nordic Folk liebt, in RPG-Soundtracks versinken kann und einen Sinn für das Mystische und Dunkle hat, wird dieses Album nicht mehr aus der Hand legen. Shadowlorn ist sowohl digital als auch als streng limitierte Kassette erhältlich – ein Muss für Sammler und Liebhaber düsterer Klangkunst. Ein faszinierendes Werk, das mit seinen dunklen Klängen und der künstlerischen Tiefe lange nachhallt – genau wie der finstere Blick des Ritters auf dem Cover.
Mountain Realm - Shadowlorn
Neue Single! 'Der Assistens' schwebt auf Lava.
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