“We are Motörhead and we play Rock n’ Roll!!!” Spruch noch nie gehört? Dann hast du entweder die letzten 30 Jahre in einem stickigen Keller, auf dem Mond oder beim Ohrenarzt verbracht. 30 Jahre und kein bisschen Leise. Wenn sich eine Band dieses Erdballs diesen Spruch auf die Brust heften darf, dann kann es nur jene rund um die lebende Legende Lemmy Kilmister sein - Motörhead. Anfangs belächelt und als wenig musikalisch gehaltvoll abgetan, gelang ihnen quasi über Nacht mit „Ace of Spades“ der musikalische Durchbruch, was mit der Nummer 1 Platzierung der folgenden Live-Scheibe „No Sleep 'Til Hammersmith“ (1981!!!) gekrönt wurde. Womit wir wieder in der Gegenwart wären. Pünktlich zu ihrem 30jährigen Band-Jubiläum enterten die Jungs genau diesen Club, den Hammersmith im Herzen Londons um ein weiteres Live-Album einzuspielen. Die Songauswahl liest sich wie ein Who is Who an Motörhead-Klassikern. Von alten Brechern Marke „Overkill“ oder „Ace of Spades“ wie zu neueren Dampfhammern wie „In the Name of Tragedy“ oder „Killers“ ist alles vertreten. Fast! Denn leider fehlen die Songs vom aktuellen Studiooutput „Kiss of Death“. Logisch, wenn man sich das Aufnahmedatum anschaut: 16. Juni 2005. Stellt sich mir die Frage, warum der Auftritt erst jetzt erscheint, zwei Jahre später. Denn wenn Lemmy bei der Ansage zu „Killers“ von einem Song des aktuellen Albums „Inferno“ spricht, liegt er aus heutiger Sicht daneben. Sei’s drum! Lemmy zeigt sich für einen 61jährigen Kettenraucher und Jack Daniels Liebhaber in absolut überragender Form. Mal scherzt er mit dem Publikum („anybody else there today?“ oder „that’s not noise, that’s details“), mal stöhnt er seinen Frust über eine lahme Reaktion frei heraus („Aaaaaahhhh!!!“ – einfach Klasse, als er auf die Ansage zu „In the Name of Tragedy“ kaum Jubel wahrnimmt) – dieser Mann weiß einfach zu unterhalten, und das ohne wie ein Bekloppter auf der Bühne rumzuturnen. Gitarre um den Hals, Mikro wie immer zu hoch: mehr braucht es nicht! Doch neben Lemmy strotzen auch der seit 24 Jahren bei Motörhead spielende Gitarrenmeister Phil Campbell sowie der, laut Lemmy, beste Drummer der Welt, Mikkey Dee vor Spielfreude. Das spürt man von der ersten Sekunde und lässt die Open-Taste des CD-Players nur zum Einsatz kommen, um zwischen den einzelnen Scheiben hin und her zu wechseln. Ein weiterer Pluspunkt ist die Berücksichtigung des von den Fans ungeliebten 83-Release „Another Perfect Day“. Mit „I Got Mine“ und „Dancing On Your Grave“ werden gleich zwei Granaten in die überraschten Massen geschossen. Dieses Album stellt für alle Motörhead-Fans eigentlich einen Pflichtkauf dar. Ein superbe Songsauswahl, ein prächtig-dreckiger Sound – Asskicking in Reinkultur. Für alle Neueinsteiger ist dieses Brett ein erstklassiger Überblick über das kreative Schaffen der Band sowie die ausgezeichnete Live-Präsenz! Boxen auf Vollgas, Whiskey auf und ab geht’s!!!